Reader-Studie: "Lesen allein genügt nicht"
Gaben zum Nutzungs- und Kaufverhalten von elektronischen Lesegeräten bislang vornehmlich US-Studien Auskunft, hat sich nun endlich auch ein großes deutsches Marktforschungsunternehmen dem Thema angenommen. TNS Emnid befragte zwischen November 2009 und Februar 2010 2.749 Bundesbürger zum Thema, legte heute interessante Ergebnisse vor.
Um Auskunft gebeten wurden Personen ab 14 Jahren, zur Gerätebekanntheit publizierte Emnid aber nur Zahlen für die 14-29-Jährigen. Wenig überraschend liegt hier das iPad vorne – über die Hälfte der "Jungen" kennen das Apple Tablet. Der Kindle 2 war noch 20% der Befragten ein Begriff, die Sony Reader Familie kennen 15%. Auf dem 4. Platz folgt eine dicke Überraschung: 12% konnten sich an eBook Reader von Samsung erinnern.
Dabei wurden diese Devices bislang ausschließlich auf Messen und Roadshows gezeigt (wir sind immer noch die einzige deutsche Redaktion mit einem Erfahrungsbericht aus 1. Hand ). Die Strahlkraft der koreanischen Marke scheint hier mehr zu zählen als etwa die stationäre Präsenz von iRiver und Bookeen (beide bei Hugendubel) oder der kleine herbstliche Medienhype um txtr – nicht einmal 5% der Befragten waren diese Hersteller im Zusammenhang mit eReader ein Begriff. [Update: emnid hat nach dem ausschließlich in Korea erhältlichen Samsung Papyrus gefragt – dass dieser Reader 12% der 14-29-Jährigen ein Begriff ist, muss bezweifelt werden. Die Bekanntheit der Lesegeräte von txtr und iRiver wurde im Rahmen der Umfrage nicht erhoben]
"Kennen" heißt aber natürlich noch lange nicht "kaufen" – und hier formulierten viele Befragte Anforderungen und Nutzungswünsche, denen dedizierte Lesegeräte wohl für längere Zeit nicht gerecht werden (können). Die 12%, welche sich einen eBook Reader Kauf generell vorstellen könnten, erwarten zum überwiegenden Teil ein "multimedial einsetzbares Kommunikationsgerät", werden also eher zu einem Surf-Tablet a là iPad als zu einem E-Ink Device greifen.
Vielen Befragten scheinen dabei Differenzen und individuelle Vorzüge der unterschiedlichen Geräteklassen nicht bewusst zu sein – gerade bei dedizierten Lesegeräten besteht hier noch ein großes Kommunikationsbedarf seitens der Hersteller. So führten jeweils über 40% der Teilnehmer eine geringe Akkulaufzeit und das "Lesen auf einem Bildschirm" als Kritikpunkte von Lesegeräten an – vermutlich, ohne schon einmal einen E-Ink Bildschirm "in Natura" gesehen zu haben und über dessen Stromsparsamkeit aufgeklärt worden zu sein.
Als Makel werden im hohen Anschaffungspreis sowie in einer komplizierten Bedienung (wahrscheinlich besser: Befüllung) gesehen. Hier entwickelt sich der Markt bereits in die richtige Richtung: Wireless-Anbindungen an eBook-Stores reduzieren das erforderliche technische KnowHow für den Konsumenten, neue E-Paper Hersteller drücken die Gerätepreise.
In Summe ist das Fazit von Studienleiterin Claudia Knoblauch keine Überraschung: "Anwender erwarten ein mobiles, tragbares Endgerät, das ihnen eine Vielzahl von Funktionen anbietet – und das Lesen von Büchern ist nur eine davon.“ Während Vielleser derzeit (zurecht) zu dedizierten Lesegeräten greifen – in den USA mit günstigeren Geräte- und eBook-Preisen sowie einem breiteren Angebot noch deutlich attraktiver als bei uns -, ist zur universalen mobilen Bespaßung natürlich ein Device wie das iPad die bessere Wahl.
Ob auf einem LED-hintergrundbeleuchteten Display mit begrenzter Akkulaufzeit dann auch viel Literatur geshoppt und gelesen wird (Hoffnung der Buchindustrie), darüber werden die nächsten Monate Klarheit schaffen. Angesichts vor der Tür stehender farbiger E-Paper und Hybridtechnologien wie Pixel Qi ist aber absehbar, dass mittelfristig "Konvergenz" das Zauberwort lautet – die zwei dank der Entwicklung von augenfreundlichem elektronischem Papier auseinander divergierten Geräteklassen könnten in den nächsten Jahren wieder zusammenwachsen.
Kommentare
Bibliothekarisch.de » Blog Archive » links for 2010-03-24 25. März 2010 um 07:10
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Rene 29. März 2010 um 15:20
Ich habe mir den dünnen, edlen, handlichen PRS-300 gerade deswegen gekauft, weil er NUR ebooks abspielt. Der ganze andere Multimediakram und Internet interessiert mich nicht und würde mich persönlich nur beim Lesen ablenken.
Thomas Knip 29. März 2010 um 18:28
Na, also die Aussagefähigkeit dieser Studie kann man getrost in Frage stellen.
Was soll vor allem diese Konzentration auf die Altersgruppe 14-29, die nach allen bisherigen Studien eben NICHT die eigentliche Zielgruppe der Kunden ausmacht?!? Diese liegt für eInk-Geräte nämlich bei 35+.
Insofern kann man höchstens sehen, inweiweit die nächste Generation bereits heute etwas mit eBooks anfangen kann.
Und dann verwundert die Vorliebe für ein buntes Multimediagerät natürlich nicht wirklich.
3D-(e)Books in Entwicklung » Debatte » lesen.net 29. März 2010 um 19:55
[…] elektronischen Lesegeräten skeptisch bis ablehnend gegenüber steht, begründet das häufig mit dem fehlenden haptischen und olfaktorischen Erlebnis eines gedruckten […]
Zelina 2. April 2010 um 20:05
ich kann mir das einfach nicht vorstellen, auf einem elektronischen gerät zu lesen. ich brauche das papier.
Studie: Reader & Tablets begehrt, aber zu teuer » eReader » lesen.net 12. Mai 2010 um 14:40
[…] das iPad, während “nur” 24% ein monofunktionalen (Lese)gerät shoppen wollen – keine Überraschung. BCG-Studienleiter John Rose sieht (ft.com Subscription) in den Geräteklassen bereits “die […]