Samsung stellt E-Paper & E-Reader Entwicklung ein
Dass "Digitales Lesen" für Unternehmen keine Einbahnstraße in den Ertragshimmel ist, haben in den vergangenen Monaten – vor allem infolge des iPad-Rollouts – schon einige Marktteilnehmer zu spüren bekommen. Nach Pleiten von Herstellern (iRex), Resellern (u.a. Cool-er) und Händlern (justread.de) räumt nun der erste E-Paper Entwickler das Schlachtfeld. Dabei trifft es keinen Unbekannten.
Samsung, Asiens größter Handy- und Chiphersteller, hatte auf einer japanischen Displaymesse im vergangenen Oktober erstmals (und letztmals) farbiges elektronisches Papier ausgestellt; das erste Lesegerät des Unternehmens kam dann noch mit E-Ink Display daher. In dedizierten Lesegeräten sieht Samsung inzwischen allerdings nicht mehr seine Zukunft: "Aus Kostengründen" verabschiede sich der koreanische Konzern aus dem Marktsegment, zitiert die örtliche Nachrichtenagentur Comtex einen Samsung-Sprecher.
Die Entwicklung von eigenem elektronischen Papier sei zu teuer, die Anzahl der Zulieferer limitiert; entsprechend setzt Samsung fortan auf die altbewährte LCD-Technik, kündigte im gleichen Atemzug die Entwicklung eines "eBook Reader" mit hintergrundbeleuchtetem Flüssigkristallbildschirm an. Mit dem vermutlich deutlich multifunktionaleren Gerät wird allerdings nicht vor 2011 zu rechnen sein.
Der Marktaustritt von Samsung kommt nicht ganz überraschend, nachdem erst vor wenigen Wochen der Deutschland-Launch vom Samsung E60 abgeblasen wurde. Begründet wurde dieser Schritt mit der Erkenntnis, hiesige Lesefreunde erwarteten von eReadern eine umfangreiche Ausstattung von 3G-Modul bis hin zum Farbdisplay – offenbar ein Umstand, den Samsung nun auch global als gegeben sieht. Das einzige bislang erschienene Samsung-Modell E60 dürfte damit nur noch abverkauft werden (in UK aktuell 199 Pfund inkl. 80 Pfund eBook-Gutschein, also rd. 150 Euro), die angekündigten und teilweise auch schon gezeigten Folgemodelle werden wohl nie einen Elektronikmarkt von innen sehen.
An Unternehmen mit Ambitionen im E-Paper Geschäft, wo PVI/E-Ink mit seinem Quasi-Monopol immer noch die Preise diktiert, herrscht auch nach dem Exit von Samsung kein Mangel. Qualcomm soll angeblich schon einige namhafte Vertriebspartner für sein Mirasol-Display gewonnen haben; Liquavista, Bridgestone, Fujitsu und natürlich Pixel Qi sind neben diversen kleineren Startups mittelfristig ebenfalls auf dem Schirm zu behalten. Weil in einem kostenintensiven Geschäft wie der Display-Entwicklung & -fertigung dauerhaft aber nur Platz für eine begrenzte Anzahl von Unternehmen ist, werden sich die Reihen noch lichten – Samsung dürfte nur der Vorbote einer ganz natürlichen Marktbereinigung gewesen sein.
Kommentare
microm 25. August 2010 um 08:09
Wie schön zu erfahren das an dem Mirasol Display weiterhin gearbeitet wird.
Tom 25. August 2010 um 17:10
Interessant, welche Haken der koreanische Riese schlagen kann. Erst große Auftritte auf Messen, dann per Personalanzeige einen Marketingmenschen für E-Reader in Deutschland gesucht, ein paar Wochen später wird dann die gesamte Produktlinie eingestampft. Das nenne ich mal weitsichtige Strategie. Mal schauen was Sony langfristig macht…