Stadtbibliothek verleiht eBook Reader
Schon seit geraumer Zeit befassen sich Stadtbibliotheken in ganz Deutschland mit dem Thema eBooks – unter dem Dach von onleihe.net präsentieren sich inzwischen über 200 Einrichtungen, die digitale Bücher und Zeitschriften gegen einen moderaten Jahresbeitrag zum Verleih offerieren. Um ihrer häufig wenig technikaffinen Kundschaft digitale Literatur näher zu bringen, gehen nun erste Bibliotheken auch zum Verleih von dedizierten Lesegeräten über.
Die Stadtbibliothek Mannheim hat seit diesem Mittwoch insgesamt fünf eBook Reader für den Verleih vorrätig, nachdem schon seit März 2010 eine Pilotphase mit zunächst zwei Lesegeräten lief. Die Geräte wurden von Thalia gespendet, bei der Hardware fiel die Wahl entsprechend auf den hauseigenen Oyo.
Die Reader gehen "vorbefüllt" mit bis zu drei eBooks zur Kundschaft. Für 14 Tage Ausleihe fallen für Bibliothekskunden 2 Euro Gebühr an, was auch im Vergleich ein richtiges Schnäppchen ist. In Bern, wo die dortige Bibliothek im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie momentan ebenfalls eBook Reader verleiht (wir berichteten), werden für einen Monat Ausleihe umgerechnet 8,40 Euro berechnet.
Bei der Aktion handelt es sich um eine klassische Public-Private-Partnership, wobei Thalia hier in verschiedener Hinsicht einen guten Schnitt macht. Das Unternehmen kann sich als fachkompetenter Innovator und Gönner der Allgemeinheit darstellen (die entsprechend sonnige Pressemeldung zur Kooperation kam übrigens von der Stadt Mannheim) und sich zudem einige Hoffnungen machen, über den Verleih den einen oder anderen neuen Oyo-Käufer zu akquirieren. Viele langjährige Print-Leser finden eBook Reader zwar grundsätzlich spannend, haben aber einige Berührungsängste und nehmen ungern viel Geld für ein so neuartiges "Rezeptionsgerät" in die Hand. Die Ausleihe bietet hier eine gute Möglichkeit, Nutzer an die Technik heranzuführen und eine über das flüchtige Ausprobieren in der Buchhandlung hinausgehende Leseerfahrung erleben zu lassen – klar, dass bei Gefallen dann primär das schon ausführlich angetestete Gerät zum Kauf in Erwägung gezogen wird.
Auch aus Bibliotheks- und Nutzersicht ist die Kooperation aber natürlich zu begrüßen, wobei die Wahl der eingesetzten Hardware in Ordnung geht: Der Oyo gewährleistet über seinen berührungsempfindlichen Bildschirm ein vergleichsweise intuitives Bedienerlebnis. Überkompliziert konzipierte Benutzerführungen wie beim Aluratek Libre (>20 haptische Bedienelemente) legen eine ungleich höhere Messlatte und drohen Neueinsteiger schnell zu frustrieren – von der konkreten Hardware, aber infolge dessen auch von digitalem Lesen ansich.
Kommentare
Thomas Knip 4. Februar 2011 um 17:14
Na, das ist doch mal eine offene Herangehensweise ans eBook! Nur zu begrüßen.
Wird neben den zwei Euro nicht einmal ein Pfand fällig?
0laf 4. Februar 2011 um 17:34
Auch wenn ich es mir noch nicht richtig angeschaut habe, ist es es m.E. die ideale Lösung für Paranoide (und zu Recht Besorgte) in Sachen Privacy: Im Sinne der Nutzer sollte dazu der Reader auf den Entleiher eingetragen werden und die aufgespielten Bücher dann auf den jew. Oyo. Damit wird das gesamte anfallende, rasterfahndungsmäßig auswertbare Nutzungsprofil lediglich für eine Maschine erstellt, der eig. Nutzer fliegt nach Rückgabe des Readers ja wieder völlig unbelastet aus der Datenbank raus.
Bravo, wenn es denn so läuft!
Anke 5. Februar 2011 um 20:40
habe euch gerade einen blogaward verliehen, weil ich eure news sehr interessant, ausführlich und hilfreich finde:
http://leseloewin.blogspot.com/2011/02/mein-erster-blogaward.html