Studie: Reader & Tablets begehrt, aber zu teuer
In der ersten umfangreichen Erhebung seit Vorstellung und US-Marktstart vom iPad hat die Boston Consulting Group im März 13.000 Internetnutzer aus 14 Ländern und drei Kontinenten (Asien, Europa, USA) nach ihrem Interesse an elektronischen Lesegeräten und Multimedia-Tablets befragt. Die heute publizierten Ergebnisse bescheinigen Tablets, aber auch eBook Readern ein enormes Marktpotenzial – allerdings nur auf einem deutlich reduzierten Preisniveau. Auch Inhalte sind noch zu kostspielig.
Innerhalb der nächsten 12 Monaten planen immerhin 28% der befragten Onliner die Anschaffung eines eBook Readers oder Tablets; bei einem Zeithorizont von drei Jahren sind es sogar 49%. Dabei präferieren 66% einen multifunktionalen Device wie das iPad, während "nur" 24% ein monofunktionalen (Lese)gerät shoppen wollen – keine Überraschung. BCG-Studienleiter John Rose sieht (ft.com Subscription) in den Geräteklassen bereits "die MP3-Player dieses Jahrzehnts. Schon bald werden auch Großmütter damit unterwegs sein."
Das große Interesse an den mobilen Alltagsbegleitern führt aber nur dann zu realen Umsätzen, wenn die Preise deutlich fallen. Für Tablets hat Boston Consulting einen "kritischen Preis" von $130-$200 festgestellt, ab dem ein Großteil der Interessierten zugreift. Das (unsubventioniert) ab $499 erhältliche iPad ist hier noch weit außerhalb der Reichweite, andere Tablets bewegen sich allerdings schon am oberen Ende der Range.
Für dedizierte eBook Reader sind die Befragten erwartungsgemäß etwas weniger bereit auszugeben: Die Schmerzgrenze liegt bei $100-$150. Auch hier sind erste einfache Devices bereits für dieses Geld zu bekommen (Ectaco jetBook Lite: $149; Hanvon N516: 149 Euro) – Plattform-Geräte könnten sogar bald noch günstiger zu haben sein. Amazon denkt bereits über die kostenlose Abgabe seiner Kindle 2 an Vielleser nach, möchte das Geschäft dann mit den Inhalten machen.
Die Einschränkung auf nur eine Content-Quelle mag für Unternehmen dabei lukrativ sein und Geschäftsmodelle wie den "1-Euro-Reader" erst ermöglichen, stößt bei Anwendern aber auf wenig Gegenliebe. Global gaben über 80% der Befragten an, bei einer größeren Auswahl auch mehr Inhalte zu kaufen – unter den deutschen Teilnehmern waren es 72%.
Auch bei den akzeptierten Preisen für Inhalte gibt es interessante geografische Unterschiede. Für US-Bürger dürfen eBooks $5-$10 kosten, während Deutsche ein Budget von 5-9 Euro haben – immerhin gut 30% mehr, allerdings noch weit unter dem gegenwärtigen Preisniveau. In China oder Indien ist man für ein eBook nur $3 bereit auszugeben. Die BCG begründet das mit einer großen Verbreitung von illegalen eBooks und einer "anderen Auffassung von intellektuellem Eigentum" – auf solchen Märkten müssten Verwerter froh sein, überhaupt Geld für ihre Texte zu bekommen.
<via Earth Times (PM), ft.com, bcg, ereaders.nl>
Kommentare
Scheich Xodox 12. Mai 2010 um 19:16
Was soll ich sagen. Die Umfrage spricht mir aus dem Herzen. Bei 100 Euro wäre ich bei einem 6 Zoll Reader dabei. In der Größe ist ein Reader meiner Meinung nach nur für Belletristik geeignet. Und für diesen eingeschränkten Einsatzbereich bin ich nun mal nicht bereit so viel Geld auszugeben. Für 200-300 Euro (das heutige Preisniveau für ein 6 Zoll-Gerät) erwarte ich schon was deutlich größeres mit mindestens 8-10 Zoll, Touchscreen und WiFi, Bluetooth oder UMTS. Damit könnte man dann tatsächlich auch Skripte lesen oder lernen oder Magazine oder Nachrichten aus dem Netz lesen. Der Einsatzbereich ist also deutlich breiter. In meinem Bekanntenkreis höre ich ähnliche Preisvorstellungen. Ich werde aber wohl mindestens bis Herbst/Winter warten müssen bis die Geräte mit den Sipix-Displays erscheinen. Ich kann nur hoffen, dass dann auch der Preis stimmt. Sonst heisst es schon wieder warten…
Werner Prüher 13. Mai 2010 um 11:50
Die Preisvorstellungen der Umfrage kann ich nachvollziehen. Ich habe mir gerade nach einigen Tagen intensiver Recherche und einigem Hin- und Her einen Kindle um EUR 274,84 bestellt, aber um diesen Preis legen ihn sich wahrscheinlich eher wenige Freaks zu.
Völlig unverständlich ist für mich die ebook-Politik der Verlage:
– Deutsche ebooks, Zeitschriften und Magazine sind fast nicht existent, obwohl es ebook-Reader schon seit Jahren gibt.
– die Preise für bestehende ebooks empfinde ich äußerst unfair: Verlage ersparen sich Druckkosten, die Vertriebskosten müssten auch viel geringer sein. Der Autor bekommt vermutlich pro verkauftem ebook nicht mehr Geld. Als Autor würde ich (zusammen mit anderen) mein eigenes ebook-Portal eröffnen.
– zu jedem gekauften realen Buch hätte ich gerne einen Code, mit dem ich das zugehörige ebook bei Bedarf runterladen kann (oder zumindest viel günstiger beziehen kann).
Findige Verlage könnten in kürzester Zeit schöne Marktanteile erobern. Aber offensichtlich können die meisten Verlage mit online-Medien noch immer nicht umgehen, sind zu träge, zu faul oder zu …
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