Tablets: HP Slate (Win7) & MS Courier begraben
Johannes Haupt
(Fachredakteur)
Der vielfach prognostizierte Siegeszug der Surf- und Multimediatablets lässt hierzulande wohl noch eine Weile auf sich warten. Nachdem Apple jüngst den Verkaufsstart vom iPad um einen Monat nach hinten verschob, gibt es jetzt neue Hiobsbotschaften von der Konkurrenz.
Microsoft-Chef Steve Ballmer persönlich präsentierte im Januar zur Eröffnung der Branchenmesse CES den Slate PC von Hewlett Packard. Der Zehn-Zoller sollte mit Windows 7 ausgeliefert werden und einen produktiveren Gegenentwurf zum Apple Tablet darstellen. Nach Informationen von Techcrunch hat nun ausgerechnet das Betriebssystem HPs Slate-Projekt das Genick gebrochen.
Windows 7 sei einfach zu energiehungrig für den Einsatz auf einem schlanken und gleichzeitig leistungsfähigen Tablet, wird eine "mit dem Thema vertraute" voraussichtlich unternehmensinterne Quelle zitiert. Der HP Slate sei damit nicht wie geplant als Windows 7 Tablet realisierbar.
Techcrunch hält es aber für unwahrscheinlich, dass der weltgrößte Computerhersteller damit von einem Engagement im potenziellen Wachstumsmarkt "Tablet Devices" absieht. Als Alternative wird unter anderem das Google Tablet OS (nebst Google Books Anbindung) ins Spiel gebracht, welches in der zweiten Jahreshälfte erwartet wird und dem Analysten eine ähnlich rasante Verbreitung wie der Android-Plattform bei Smartphones zugetrauen.
Auch Microsofts ambitioniertes Courier-Projekt hat offenbar keine Zukunft. Der innovative Dual Screen Device in Buchform (2x 7″ Touchscreen-LCDs), von dem schon im vergangene Herbst vielversprechende Interface-Demos kursierten und der für Ende 2010 in Aussicht gestellt worden war, konnte die Entscheider in Redmond nicht von sich überzeugen.
Die berichtenden Kollegen von Gizmodo spekulieren, der starke Launch vom iPad sowie zahlreiche in den nächsten Monaten erwartete Konkurrenzgeräte haben Microsoft davon Abstand nehmen lassen, in den voraussichtlich bald stark umkämpften Markt einzusteigen. Die ebenfalls von einem anonymen Insider stammende Nachricht vom Courier-Aus wurde inzwischen seitens Microsoft bestätigt: Man habe "derzeit keine Pläne, so ein Gerät zu bauen".
Tatsächlich wird es wohl schon im Sommer nicht mehr an Alternativen zum Apple Tablet mangeln. Neben dem Wepad – seit ein paar Tagen übrigens vorbestellbar bei Amazon – und dem Pixel Qi Tablet Notion Ink Adam dürfte es eine ganze Flut von "me2-Produkten" mit verschiedenen Formfaktoren (5″ bis 12″) und Betriebssystemen geben, die sich offenbar einiger Nachfrage gewiss sein können: Eine aktuelle trnd.com Panelstudie (pdf) mit 60.000 Teilnehmern bescheinigt dieser Geräteklasse wenig überraschend ein ungleich größeres Marktpotenzial als dedizierten Lesegeräten der aktuellen Generation (farblos, monofunktional).
Gleichzeitig bestätigt die Umfrage aber die Einschätzung von Microsoft, dass es für die iPad-Konkurrenz nicht leicht wird: Über die Hälfte der (ausgesprochen markenbewussten) Befragten gab an, bevorzugt zu einem Tablet von Apple zu greifen.
Kommentare
Bigboo73 2. Mai 2010 um 18:57
ist mal wieder typisch Microsoft, da hat man ein erfolgversprechendes neues Konzept wie den Courier und dann begräbt man es.
Da kann man nur mit dem Kopf schütteln!
Steffen 3. Mai 2010 um 05:31
Beim ersten Blick auf den Nintendo DS stellte sich auch die Frage, was man wohl mit zwei Bildschirmchen soll?
Heute sehe sich mal einer die Verkaufszahlen an. Denen fehlt einfach der Mut.
mygadgetblog.de 3. Mai 2010 um 08:02
Das iPad hat schlicht die Preise versaut, viele ziehen sich aus dem Markt zurück, weil die erträumten Gewinnmargen nicht mehr zu holen sind.
Ob das weise ist, wird sich zeigen, denn so bald wird es sicher keine neue Geräteklasse geben, die erneut so einen Kaufrausch auslösen wird, zumal ja oftmals bereits ein beträchtlicher Auwand betrieben wurde. Wenn ein HP Slate fast fertig entwickelt ist, dann sage ich doch nicht 2 Monate vor Markteinführung "Ach damit verdienen wir nicht mehr genug,kloppen wir eben die gesamte Entwicklung in die Tonne"…
Bigboo73 4. Mai 2010 um 08:28
Wenn man sich von einer anderen Produktion einen Gewinn verspricht, der höäher ausfällt wie der Entwicklungsverlust, macht es für eine Krämerseele auch Sinn.
Vieleicht liegt es aber auch daran das sie zugeben müssten das Windows 7 doch nicht so abwärtskompatibel ist. Was kein Problem ist, nimmt man WM7, Apple hat doch auch das IPhone OS aufgebohrt, anstatt ihr Mac OS zu benutzen.
Jedenfalls vollkommen wurscht warum, diese Innovationsfeindliche haltung quittiere ich damit, das ich kein wm7 handy kaufe sondern Android.
Ich kann nur hoffen das detailreiche Infos über das Courier von einem MS Mitarbeiter geleakt werden.
torben13 9. Mai 2010 um 12:31
Da HP bei der Pressekonferenz zur Palm-Übernahme neben Pre und Pixi bereits das Tablet auf die Leinwände projizierte, gehe ich davon aus, dass der Fokus bei der Übernahme schlicht darauf gerichtet war, WebOS für die Tablet-Nutzung weiterzuentwickeln.
#2: Wetab, HP Tablet, Archos 7, EB710, … » Rundschau » lesen.net 24. Mai 2010 um 22:59
[…] – allerdings ein naheliegendes, hat HP doch gerade erst Windows 7 als Tablet-Betriebssystem eine Absage erteilt und mit der Übernahme von Palm praktisch eine schlüsselfertige Option im eigenen […]