Tolino-Geräte jetzt auch in Bahnhöfen

15.10.2014 Johannes Haupt (Fachredakteur) 6 Kommentare

Die Aufnahme von Libri in die Tolino-Allianz führt nicht nur zu einer größeren Verfügbarkeit im unabhängigen Buchhandel. Auch fachfremde Händler springen immer mehr auf den Tolino-Zug auf, was noch zu Problemen führen kann. Verkauft werden die eBook Reader übrigens exakt zum Einkaufspreis.

An den Hauptbahnhöfen von Köln, Leipzig und Wilhelmshafen kann man bereits jetzt statt der obligatorischen Zeitschrift einen ganzen eBook Reader kaufen. Die Bahnhofsketten Ludwig (Bücher) und Eckert (Presse) verkaufen ab sofort den Tolino Shine und ab November auch den Tolino Vision 2. Aktuell läuft der Verkauf an den drei genannten Standorten an, in der letzten Ausbaustufe soll die Modellpalette in 60 Bahnhofsfilialen erhältlich sein. Wer dann in einen Schnellzug steigt, wird aktuell übrigens von Kindle-Werbung berieselt: Nach unseren Informationen hat Amazon derzeit Werbeflächen in der kompletten ICE-Flotte der Deutschen Bahn gebucht. Nicht ohne Grund, regelmäßige Bahnfahrer sind fraglos eine hochspannende Zielgruppe für E-Reading-Anbieter.

Durchwachsene Beratung erwartbar

In der Pressemitteilung zum Tolino-Bahnhofs-Projekt heißt es blumig, "die Unternehmensgruppe Dr. Eckert und ihre Bahnhofsbuchhandlungen der Marken Ludwig und Eckert starten ab sofort ins digitale Zeitalter". Ob das auch für die Verkäufer gilt, ist fraglich. Zwar soll das Personal geschult werden, Fragen zum Content-Angebot und erst recht zu Hardware und Bedienung dürften aber eher unbefriedigend beantwortet werden können, wenn überhaupt. Das ist beim Online-Kauf des Tolino und entsprechend auch bei Amazon natürlich nicht anders. Mit dem Marketing-Versprechen "Kompetente Beratung von Ihrem Buchhändler" ist es aber spätestens jetzt nicht mehr weit her.

Tolino-Beitritt vor allem für große Indie-Buchhandlungen spannend

Über Libri neu dabei ist außerdem das bekannte Berliner Kulturkaufhaus Dussmann, alles in allem haben sich inzwischen rund 35 unabhängige Buchhandlungen der Tolino-Allianz. Zu was für Konditionen Buchhändler bei der Tolino-Allianz mitmachen können, berichtet das Börsenblatt: Einmalig fallen 600 Euro für Spezialmöbel an. Beim Verkauf der Tolino-Hardware verdienen die Buchhändler nichts, das Geschäft soll mit den Inhalten gemacht werden. Genauso hat es Libri auch bei der letzten Sony-Reader-Generation gehandhabt.

Rund 15 Prozent Provision gibt es pro verkauftem E-Book – deutlich weniger als im Printbereich bei zudem noch deutlich niedrigeren Durchschnittspreisen. Bis sich die Einstiegskosten amortisiert haben, wird gerade bei kleineren Buchhandlungen einige Zeit ins Land gehen. Möglicherweise schauen sich insbesondere viele digitalaffine kleinere Buchhandlungen, die derzeit Pocketbook-Hardware verkaufen und hier sehr wohl ordentliche Provisionen bekommen, die Tolino-Welt erst einmal weiterhin von der Seitenlinie an.