USA: Sony Reader nicht mehr gefragt
In Deutschland (und wohl auch Europa insgesamt) klarer Marktführer, hat es Sony auf dem boomenden nordamerikanischen Markt für elektronische Lesegeräte zunehmend schwer. Während sich der Elektronikkonzern in 2009 mit geschätzten 30% Umsatzanteil noch einigermaßen behaupten konnte, sieht es für die nähere Zukunft zappenduster aus. Das legt eine jüngst publizierte Studie nahe.
Das Marktforschungsunternehmen Changewave befragte 3.176 US-Verbraucher im Nachgang der iPad-Ankündigung nach ihren Kaufabsichten im Bezug auf elektronische Lesegeräte – das iPad eingeschlossen, worüber sich sicherlich streiten lässt. Ein großer Teil der Befragten, die in den nächsten 90 Tagen tatsächlich die Anschaffung eines Readers planen, wollen dann auch zum Apple Tablet greifen.
Interessant – und für Sony besorgniserregend – wird es aber auf den folgenden Plätzen. Amazon liegt unter den reinen eBook Reader Herstellern klar auf dem ersten Platz,;auch ein gutes Jahr nach seiner Markteinführung ist der Kindle 2 immer noch ein gefragtes Gut. Die Buchhandelskette Barnes & Noble ist mit ihrem gerade erst gelaunchten Nook (noch?) reichlich abgeschlagen in der Verbrauchergunst, übertrumpft aber trotzdem den etablierten Hersteller Sony um Längen: Nur noch 1% der amerikanischen eReader-Interessierten kann sich der Changewave-Umfrage zufolge momentan den Kauf eines Sony Reader vorstellen.
Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Die Sony Reader Touch Edition ist mangels Wireless-Connectivity kein ernster Konkurrent für Kindle 2 und Nook, bekam darüber hinaus wegen ihres Spiegel-Bildschirms nicht nur bei uns mäßige Noten. Auch Sonys neues Top End Modell, die PRS-900 Daily Editon, kommt in der Verbrauchergunst eher durchschnittlich weg. Einer ordentlichen ersten Review folgten jüngst sehr durchwachsene Erfahrungsberichte, etwa im Laptopmag (nur 3,5/5 Sterne wegen lahmer Betriebsgeschwindigkeit und schwammigem Bildschirm). Mit 399 US-Dollar kostet die Daily Edition zudem 1/3 mehr als die Konkurrenz von Amazon und Barnes & Noble.
Das US-Magazin Gizmodo macht in einer aktuellen Artikelserie das ganz große Fass auf: Die beste Zeit der Köpfe hinter Walkman, Diskette, CD & Co. sei vorbei, das Unternehmen verkomme zur grauen Maus – Arroganz, Vorsicht und Besitzstandswahrung seien an die Stelle von Innovationskraft und Pioniergeist getreten. Das spiegele sich auch in der eBook Reader Politik wieder: Sony war lange vor Amazon am Markt, beschränkte sich aber viele Jahre auf einen Japan-only-Vertrieb und machte sich wenig Gedanken um Kundenwünsche. Zum Einstiegsartikel bei Gizmodo geht es hier.
Kommentare
Rob 9. März 2010 um 23:47
Die Studie ist so viel wert wie Klopapier.
Genaueres lesen offenbart: "Consumer respondents were presented a brief description of key features of the new Apple iPad tablet (scheduled for March 2010 release) and then asked how likely they were to buy one when it becomes available."
Die Befragten bekamen erst mal vorgesetzt, was das iPad "alles kann". Interessanterweise würden sich von den Befragten (dazu aber keine genauen Zahlen), die schon einen eBook Reader besitzen, sich zu 45% wieder für das gleiche Gerät entscheiden und nur 27% nun ein iPad kaufen.
Das eine Prozent für Sony ist aber nun wiederum von der Gesamtzahl. Und ich bezweifle, dass die meisten Leute sich damit wirklich auseinander gesetzt haben, sich einen eBook Reader zu besorgen, geschweige denn genau wissen, welche verfügbar sind.
Das iPad ist in aller Munde, aber Interessierte an eBooks werden sich erst mal umschauen was es auf dem Markt gibt.
Selbst Macuser will ich dem Erfolg des iPads nicht bestreiten, aber als reines eBook Lesegerät wird es meiner Meinung nach nur von einem kleinen Teil der zukünftigen Käufer benutzt. Ich bleib bei meinem Sony Reader ;-).
Johannes 10. März 2010 um 12:55
@Rob Geb' dir absolut recht, in Sachen iPad ist die Umfrage höchst tendenziös; hab' ich imo aber auch im Text zum Ausdruck gebracht.
Spannend sind eben die Plätze 2-4, die ja recht neutral zustande gekommen sind – dass Nook und Kindle 2 aktuell um ein Vielfaches (!) populärer sind als die Sony Reader, ist nicht von der Hand zu weisen. Und ich denke, das kann man nicht nur auf die Bekanntheit reduzieren, die sollte bei Sony ja auch nicht ganz ohne sein.
Ciao
Johannes
Thomas K. 11. März 2010 um 13:27
Sony hat bei uns den Vorteil, dass es in den Buchhandlungen steht. Was man sieht, wird wahrgenommen.
Der iPad wird in Läden stehen. Daher kann er auch bei uns mit großem Interesse rechnen.
Kindle, Pocketbook & Co. mögen so gut sein, wie sie wollen – solange Otto Normaluser beim Schaufensterbummel nicht "darüber stolpert", wird Sony hier vorerst die Nase vorn behalten.
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