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[2. Update] Weltbild frisiert Aluratek Libre Bewertungen

ebook-reader-aluratek-libreMit viel negativer Presse sehen sich derzeit die Wetab-Macher konfrontiert: Das Unternehmen soll positive Rezensionen des eigenen Produkts unter falschem Namen bei amazon.de eingestellt haben. Weltbild treibt das Spiel bei der Vermarktung seines vergangene Woche vorgestellten "99-Euro-Readers" Alurutek Libre allerdings noch auf eine ganz andere Ebene.

Der zu 100% in Kirchenhand befindliche Konzern bedient sich offenbar wenig christlicher Methoden, um sein Lesegerät  in einem möglichst günstigen Licht erscheinen zu lassen. Weil Weltbild bei dem Angebot gleichsam Anbieter und Händler ist, hat das Unternehmen vollen Einfluss auf die Gestaltung der Artikelseite – und zwar sowohl hinsichtlich der Produktbeschreibung als auch im Bezug auf den sogenannten als besonders authentisch geltenden "User Generated Content".

kundenIn den vergangenen Tagen haben sich über Kommentare oder E-Mails etliche Leser bei uns beschwert, ihre tendenziell negativen, aber durchaus differenzierten Rezensionen zum Aluratek Libre würden nicht auf der Artikelseite erscheinen. Und tatsächlich finden sich derzeit (04.10. 10:30 Uhr) ausschließlich 4- und 5-Stern-Rezensionen zum eBook Reader auf Weltbild.de. Dass hier etwas nicht stimmen kann, offenbart sich bereits bei einem Blick auf die (nicht moderierten) "Hilfreich"-Anzeigen: Die meisten bislang geposteten Kommentare wurden massiv abgewertet; entsprechend erwartbare gegenteilige Meinungsäußerungen finden sich aber nicht.

Wir wollten es genauer wissen und haben uns am Wochenende ebenfalls an einer abwägenden Rezension versucht, von der nach wie vor jede Spur fehlt. Wenn die Bewertung stimmt, kann es allerdings auch ganz schnell gehen: Eine weitere heute morgen von uns gepostete weitgehend inhaltsleere 5-Sterne-Bewertung ("Tolles Teil, einfach der beste eBook-Reader! Zu diesem Preis ein Pflichtkauf :)" von Lesendra Nettig) wurde schon nach wenigen Minuten freigeschaltet und ist online einsehbar.

aluratek_libreHat man als Online-Händler ein eigenes Produkt im Sortiment, ist die Verlockung zu Schönfärberei verständlicher Weise groß – erst recht, wenn es sich um einen Artikel von großer strategischer Bedeutung handelt, der mit entsprechendem Marketingbudget an die Kundschaft gebracht werden soll. Bei einem so sensiblen Bereich wie den Kundenbewertungen steht für ein Unternehmen aber nichts weniger auf dem Spiel als seine Glaubwürdigkeit – im gesichtslosen Internet auch für einen stationär präsenten Anbieter eine essentielle Ressource. Ob nun positive Bewertungen von der PR-Abteilung eingestellt werden oder(/und) Kritik einfach nur nicht freigeschaltet wird, spielt dabei im Endeffekt keine Rolle.

Dass es trotz problematischem Beziehungsgeflecht auch anders geht, zeigt ein Blick zur Konkurrenz. Der Kindle 3 (von Amazon.com übrigens offensiv als Produkt mit den meisten 5-Sterne-Bewertungen vermarktet) hat gegenwärtig 143 1-Sterne-Bewertungen. – selbst Kommentare a là "Ich habe den Kindle zurückgegeben, kaufte mir statt dessen einen Nook und bin jetzt glücklich" haben hier ihre Daseinsberechtigung.

lumiread-1Auch der Thalia Oyo ist mit 3/5 Sternen derzeit eher durchwachsen bewertet. Ursächlich dafür ist unter anderem die 0-Sterne-Bewertung eines Anwender, der sich im Prinzip nur über falsche Angaben in einem Computerbild-Artikel beschwert; schlechtes Feedback gab es auch für die Verteuerung vom Zubehör. Bei Libri.de schließlich gibt es noch überhaupt keine Bewertungen zum Acer Lumiread; nachvollziehbar, ist der eBook Reader (ebenso wie der Oyo) doch noch gar nicht käuflich erwerbbar. Dabei verzichten die Hamburger zwar auf ein paar möglicherweise verkaufsfördernde Sterne unter dem Artikelbild, bewahren sich aber ihre Glaubwürdigkeit – eine vernünftige Entscheidung.

[Update 14:30] Weltbild hat inzwischen auch drei differenziertere Kommentare freigeschaltet (1x drei Sterne, 2x zwei Sterne).

[Update 05.10. 11:00] Weil die Geschichte inzwischen auch von einigen anderen Medien (turi2, iBusiness) aufgegriffen wurde, hier noch eine abschließende Aktualisierung. Weltbild publizierte bis gestern Abend alle uns bekannten neutralen/negativen Bewertungen, darunter – am späten Nachmittag –  auch unsere eigene Samstags eingereichte 2-Sterne-Bewertung (Martin H. aus Koblenz).

Weltbild zufolge erklärt sich die verzögerte Freischaltung der negativen Bewertungen aus der sukzessiven Abarbeitung des Kommentaraufkommens vom Wochenende; die schnelle Freischaltung unserer positiven Testbewertung von Montag Morgen wäre damit ein (durchaus denkbarer) Zufall. Warum die 1-Sterne-Bewertung unseres Lesers Flobber vom 29.09. (Mittwoch) auch erst gestern freigeschaltet wurde, während diverse 4- und 5-Sterne-Bewertungen vom 30.09. und 01.10. schon am Wochenende einsehbar waren (vgl. Screenshot oben) beantwortet das aber nicht.

Zu beachten ist hier allerdings auch: Bei Online-Händlern wie Weltbild laufen täglich Hunderte Kommentare auf, die auf ihre Vereinbarkeit mit deutschem Recht und internen Qualitätsmaßstäben (Rechtschreibung, …) abzuklopfen sind. Bei diesem Wust kann durchaus der eine oder andere Kommentar versehentlich auf der Strecke (bzw. in der Warteschlange) bleiben – Absicht können und wollen wir Weltbild hier aus der Ferne nicht unterstellen; die im Rahmen dieses Artikels beschriebenen Fakten zur Aluratek Libre Kommentarspalte zeigten allerdings in eine Richtung, die wir im Interesse unserer Leserschaft aufzeigen wollten.

Zum Thema hatten wir gestern ein wirklich angenehmes Telefonat mit dem Weltbild-Geschäftsführer, der uns nochmals versicherte, auf Weltbild würden keinesfalls  Kundenkommentare aufgrund ihrer Bewertungstendenz 'verschwinden' oder gar nicht erst freigeschaltet. Nachdem die Kommentare unserer Leser inzwischen wie gesagt tatsächlich alle online stehen und der Bewertungsspiegel ein entsprechend differenziertes Bild abgibt, ist der Fall für uns damit abgeschlossen.

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Kommentare


microm 4. Oktober 2010 um 11:17

Die verspielen da doch gerade ihre Glaubwürdigkeit.

Leider wissen das aber nur wenige und deshalb wird für Weltbild kurzfristig die Rechnung (mehr oder weniger) aufgehen und auf lange Sicht wohl keinen größeren Imageschaden erwarten müssen.

Zur Not wird’s halt einem Mitarbeiter der entsprechenden Abteilung in die Schuhe geschoben.

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carokann 4. Oktober 2010 um 12:29

"Der zu 100% in Kirchenhand befindliche Konzern bedient sich offenbar wenig christlicher Methoden, um sein Lesegerät in einem möglichst günstigen Licht erscheinen zu lassen. "

ROFL

Der liebe Gott sieht alles!

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woodfrog 4. Oktober 2010 um 15:01

Das ist einfach nur peinlich…
Hätten Sie ein ordentliches Produkt angeboten, dann müssten sie nicht zensieren.

PS: Dass Weltbild in Kirchenhand ist, war mir auch neu *lol*

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Wonne 4. Oktober 2010 um 19:09

Ein bisschen differenzierter: Unter http://www.weltbild.com/unternehmen/ueber-uns/ kann man nachlesen "Die Gesellschafter der Verlagsgruppe Weltbild sind 12 katholische deutsche Diözesen, der Verband der Diözesen Deutschlands und die Soldatenseelsorge Berlin."

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Thomas Knip 4. Oktober 2010 um 20:46

Was denn …?! Was zur Renaissance der Ablassbrief war, ist heute der kirchliche eReader.

Vielleicht erwächst ein Protestantismus kritischer eBook-Leser daraus. :D

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Bigboo73 5. Oktober 2010 um 08:48

Die Kirche ist ja auch dagegen das der Wissenschaftler, der die Künstlichen Befruchtung erfunden hat und damit vielen verzweifelten Paaren Kinder schenkte, den Nobelpreis bekommt. Kirche ist nicht gleich GUT.

Aber so ne Zensierungsaktion ist schon der Hammer, fehlt nur noch das man per Mail das Himmelreich verwehrt oder ein paar Exorzisten auf den Hals gehetzt bekommt ;)

Antworten

Trend- und Hintergrundwissen zwischen Medien, Technik und Wirtschaft 5. Oktober 2010 um 10:11

Doppeltes Tablet-Desaster: Webtab-Chef von Ankershoffen tritt zurück…

Antworten

Thomas Knip 5. Oktober 2010 um 14:05

@ Johannes: Dummerweise wurden die negativen Kommetare aber wohl alle erst freigeschaltet, NACHDEM dein Artikel hier erschienen ist.

Ein Schelm, wer also schlimmes dabei denkt …

Wenn du aus "sugzessive" jetzt noch "sukzessive" machst, bist du mein Held. :)

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Johannes 5. Oktober 2010 um 14:19

@Thomas Daran soll’s nicht scheitern :)

Ciao
Johannse

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Horst 7. Oktober 2010 um 09:08

Ich weiß auch von einer sehr positiven Bewertung eines Artikels, die mehrere Wochen zur Freischaltung gebraucht hat.

Aber egal. Gut dass dadurch einige wohl über die Besitzverhältnisse erfahren haben. Und dann guckt euch unter dem Aspekt nochmal die Bücher an, die so angeboten werden. Oder zählt einfach die Bibeln… 8-)

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Jubelperser 2.0: Wenn Unternehmen auf frisierte Meinungen setzen | avatter 10. Oktober 2010 um 12:24

[…] Libre (99 Euro). Auf der hauseigenen Produktseite werden Kommentare zum Lesegerät geduldet – allerdings nur positive. Negative Bewertungen werden nicht freigeschaltet, Nonsense-Lob findet hingegen binnen Sekunden den […]

Antworten

christiane 20. Oktober 2010 um 09:25

bei www.dialo.de bekommen wir auch täglich viele bewertugen und bemühen uns gefälschten zu löschen, gute wie schlechte. das ist aus betreibersicht nicht immer ganz einfach, aber auch nicht unmöglich. super, wenn das wie hier geschehen grade gerückt wird.

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oliver 8. November 2010 um 11:55

aufgrund des artikels wollte ich aus interesse mal die bewertungen lesen… keine chance die negativen bewertungen zu lesen (auch wenn auf "alle bewertungen" geklickt wird)
stand 8.11.2010….

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Dieter Bolle 2. Februar 2011 um 12:09

Habe seit etwa 3 Wochen den Aluratek,den ich eigentlich gar nicht bestellt hatte. Ich war auf der Suche nach einem E-Book und wollte ursprünglich das Gerät von der Fa. Hanvon Typ: N516 über Papyrus haben. War aber leider schon vergriffen. Dann kam ich auf die Seite von Weltbid. Auch hier wurde dieses Gerät angeboten mit dem Vermerk, das es erst ab dem 17.01. zu haben sei. Daraufhin habe ich in Leverkusen im Weltbildladen angerufen und mir dieses Gerät reservieren lassen.
Zum Datum ging ich hin und mir wurde dann auch mein bestelltes Gerät verkauft. Leider habe ich nicht genau auf den Karton geachtet und das war mein Fehler. Ich bekam nicht ein Hanvon, sondern ein Aluratek.Das hat keine 2 GB Speicherkarte und keinen Ledereinband und auch keine E-Link-Technik, sonern ein stinknormales LED-Display. Meine Beschwerde an die Fa. Weltbild wurde wie folgt beantwortet.Man will mir großzügigerweise eine 2GB Karte zusenden, aber die Ledertasche haben sie nicht im Angebot. Auf meine Beschwerde selbst wurde in keinem Wort eingegangen.Zu der Ledertasche dazu noch ein Wort. das Gerät kommt aus den USA und dort kann man eine passende Tasche für 29,00 $ erwerben.Nicht das man mit diesem gerät nicht leben kann, aber ich ärgere mich darüber, das man einfach den Artikel wechselt und dann so tut, als wenn das alles ganz normal wäre. Ich bin sauer.

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