Bastei Lübbe launcht Geschichten-App Oolipo
Die multimediale Geschichten-App Oolipo aus dem Hause Bastei Lübbe ist jetzt offiziell verfügbar – mit einem knappen Jahr Verspätung und völlig anders als ursprünglich geplant. Zum Start warten ein Dutzend aufwändig aufbereitete Geschichten auf Lesefreunde, die sich im Vergleich zu konventioneller Lektüre definitiv umgewöhnen müssen.
Die Oolipo-App für iOS-Geräte ist schon eine ganze Weile bei iTunes verfügbar, zur Leipziger Buchmesse hat Bastei Lübbe jetzt auch offiziell den Schalter umgelegt und der App dabei gleich eine ganze Reihe neuer Funktionen und Inhalte verpasst. Die Android-App soll später in diesem Jahr folgen.
Zum Start 8 englische & 4 deutsche Geschichten
Ursprünglich war der Dienst als "Netflix für eBooks" konzipiert (mit weltweit 24 Millionen Kunden bis 2020), die Idee einer Content-Streaming-Flatrate wurde allerdings zwischenzeitlich verworfen und das Projekt als Geschichten-App für eigens aufbereitete Inhalte neu gedacht. Ein gutes Jahr nachdem wir auf der Leipziger Buchmesse eine Preview der App zu sehen bekamen, ist Oolipo jetzt offiziell offen für alle. Zumindest im deutschsprachigen Raum und in Großbritannien, weitere Märkte sollen folgen.
12 "Storys" gibt es bei Oolipo derzeit, davon 8 in englischer und 4 in deutscher Sprache. Die Geschichten sind in Episoden aufgeteilt – der Einstieg ist immer kostenlos, weitere Teile müssen mit Credits freigeschaltet werden. Alternativ lässt sich auch die ganze "Staffel" auf einmal beziehen. Umgerechnet liegen einzelne Episoden bei 60-90 Cent (von denen Bastei Lübbe 30 Prozent an Apple abdrücken muss).
Wir haben die App einem Kurztest unterzogen. Alle vier deutschen Storys aus der ersten Runde kommen aus der Crime/Horror-Ecke, in englischer Sprache gibt es auch schon Romantik. Die einzelnen Episoden bestehen aus eher kurzen Textpassagen, die sich mit mehr oder weniger multimedialen Anreicherungen abwechseln.
Eine Frage der Zahlungsbereitschaft
Die Erzählform ist definitiv eine Abwechslung zu den aus E-Reading-Apps von Tolino, Kindle & Co. bekannten Textwüsten, bei der Umsetzung ist aber noch sehr viel Luft nach oben. Einige Texte sind durch das schlechte Kontrastverhältnis von Schrift und (Bild-)Hintergrund kaum lesbar, bei anderen Geschichten geht jeder Seitenwechsel mit sekundenlanger Wartezeit auf Animationnen einher. Ob ausgerechnet die von Lübbe anvisierte Zielgruppe "Millennials", denen kein Jump Cut in einem Youtube-Video zu rasant sein kann, dieses Sitzfleisch mitbringen?
Oolipo gehört auf jeden Fall zu den innovativsten E-Reading-Projekten der letzten Jahre, gerade darum ist der Erfolg allerdings kaum abzuschätzen. Für Bastei Lübbe wird es jetzt darum gehen, aus den ersten Nutzer-Signalen zu lernen und schnell neue Inhalte aus so vielen (Verlags-)Quellen wie möglich heranzuschaffen. Und dann muss sich noch zeigen, ob junge (und alte) Menschen Geschichten auf Smartphones auf Text-Bild-Häppchen präsentiert bekommen wollen und vor allem ob es dafür eine Zahlungsbereitschaft gibt.
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