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Google Glass Verkauf eingestellt: "Zukunft des Lesen" in Warteschleife

Zweieinhalb Jahre nach Vorstellung von Google Glass beendet der Internetkonzern den Verkauf der ersten Generation, ohne dass ein Nachfolger am Horizont ist. Während sich die Datenbrille in einigen professionellen Umfeldern als praktisch erwiesen hat, fiel sie im Konsumentenbereich krachend durch. Damit sind auch E-Reading-Konzepte erst einmal hinfällig.

Relativ unvermittelt erklärte Google am gestrigen Donnerstag das Aus des Explorer-Programm für Google Glass, im Rahmen dessen die Datenbrille erhältlich war. Nur noch bis zum kommenden Montag (19.01.) haben Interessierte die Möglichkeit, eine Google Glass zum Preis von 1.500 US-Dollar zu ordern. Google arbeitet nach eigenen Angaben an einem Nachfolger, schweigt sich aber zu Zeitplan und Spezifikationen aus.

Kurze Akkulaufzeit, Unwohlsein in Umgebung

Ärgernis für Umgebung: Glass-Träger

"Glasshole": Kamera immer auf Gesprächspartner

Aufgrund seines Innovationsgrades und nicht zuletzt des Herstellers (Google) von einem riesigen Medieninteresse begleitet, hat Google Glass in geschäftlichen Pilotprojekten durchaus Praxisnutzen bewiesen. In Krankenhäusern bekommen Ärzte Patientendaten beim Betreten von Zimmern direkt aufs Auge projiziert, Polizisten helfen ständig sichtbare Fahndungsfotos und -daten bei der Verbrecherjagd, und Ingenieure können freihändig arbeiten.

Im privaten und öffentlichen Raum hingegen hat sich Google Glass überhaupt nicht durchsetzen können. Nutzer klagten über magere Akkulaufzeiten, die ständig aufs Umfeld gerichtete Kamera sorgte für Unwohlsein in der Umgebung von Google-Glass-Trägern. Spätestens als das Wort "Glasshole" zu einem geflügelten wurde und im April 2014 eine Trägerin von aufgebrachten Gästen aus einer Kneipe in San Francisco geprügelt wurde, war es um den Ruf der Datenbrille geschehen.

Freihändiges Lesen bleibt Vision

Von Beginn an wurde Google Glass auch als eines der Geräte gelesen, auf denen wir in nicht allzu langer Zeit Bücher lesen werden. So erklärte Trip Adler, Chef der weltgrößten Dokumente-Community Scribd, in Zukunft würde freihändig gelesen. "Beim Lesen ein Buch in der Hand zu halten ist 'old school'. Man sollte in der Lage sein, auf dem Rücken zu liegen und auf die Decke zu schauen, während einem das Lese-Erlebnis auf die Augen projiziert wird."

Auch Adler vermutete eine solche Umstellung des Leseverhalten auf breiter zwar nicht in näherer Zukunft. Die doch sehr ernüchternden Erfahrungen mit der ersten Google-Glass-Generation illustrieren aber deutlich, wie weit der Weg zu nutzbaren "Wearables" tatsächlich noch zu sein scheint. Auch ein Gerät, das auf dem Reißbrett gut aussieht und Zukunftsforscher zum Träumen einlädt, muss seinen Praxisnutzen unter Beweis stellen – und diesen Beweis hat Google Glass in den letzten zweieinhalb Jahren auf breiter Basis nicht vollbringen können.

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