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eBooks auf dem iPad: Lese-Apps im Test

Inzwischen gibt es eine Vielzahl von iPad-Apps, mit denen sich kommerzielle eBooks lesen lassen. Das ist einerseits erfreulich, wirft aber andererseits auch eine Frage auf: Welche Lese-App ist die beste? Wir haben die wichtigsten Anwendungen angetestet.

Um eine gewisse Übersichtlichkeit zu gewährleisten, haben wir ein ein paar Grundkriterien für den Test festgelegt. Die Anwendungen, mussten in der Lage sein, auch eigene Dateien im passenden Format anzuzeigen. Damit fielen Flatrates wie Skoobe weg. Darüber hinaus sollten die Apps zumindest ein DRM-geschützes gängiges eBook-Format beherrschen. Das schloss Goodreader ebenso aus wie die ansonsten sehr empfehlenswerte Lese-App Marvin. Letztlich sollten die Programme in der Lage sein, Dateien etwa aus Mails oder der Drobox-Anwendung zu öffnen. Daran scheiterte Googles Play Books-Anwendung. Die Android-Version kann dies zwar seit neuestem, die Variante für iOS jedoch  bisher nicht.

Lese-Apps fürs iPad: Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Dateimport aus Dropbox via "Öffnen mit..."

Dateimport aus Dropbox via "Öffnen mit…"

Fast alle getesteten Anwendungen gehören zu bestimmten eBook-Händlern und erlauben die einfache Synchronisation bereits dort gekaufter eBooks. Es lassen sich jedoch auch andere Dateien importieren. Dafür gibt es drei Möglichkeiten. Entweder kopiert man sie via iTunes-Dateifreigabe vom eigenen Rechner, man schickt sie sich per Mail, oder man nutzt einen Cloud-Speicher, wie es etwa die Dropbox-App macht. In den beiden letzten Fällen kann man das eBook danach via "Öffnen mit…" in das gewünschte Programm importieren.

Ein Handicap ist allen Apps außer iBooks gemein: Apples AGB erlauben Einkäufe innerhalb von Apps nur, wenn Apple mit 30% am Umsatz beteiligt wird. Dies wollen die anderen Anbieter verständlicherweise vermeiden, daher bietet keine der anderen Apps eine Einkaufsmöglichkeit innerhalb der Anwendung.

Dafür blieben iBooks und Kindle-App bei einer anderen praktischen Funktion außen vor. Diese beiden sind die einzigen Anwendungen, die nicht auf epub-Dateien mit ADEPT-DRM von Adobe setzen, darum können die zwei Programme auch keine Bücher aus dem Onleihe-System der deutschen Bibliotheken öffnen. Die restlichen getesteten Apps haben damit kein Problem und lassen sich mit Hilfe der separaten Onleihe-App auch direkt über das iPad mit neuem Lesestoff versorgen.

Was den Preis angeht, sind sich wiederum alle Anbieter einig: Sämtliche vorgestellten Apps sind kostenlos herunterzuladen.

eBook-Apps fürs iPad im Detail

iBooks: 

iBooks-logoApples eigene Lese-App ist auf Macs inzwischen standardmäßig vorinstalliert. Auf iPad und iPhone muss sie hingegen separat heruntergeladen werden. Sie ist unverzichtbar, wenn man Bücher aus Apples iBook-Store laden will. Dieser ist dann entsprechend auch gleich in die Anwendung integriert. Dies ist, wie gesagt, die einzige App, die direkte Käufe aus der Anwendung heraus erlaubt.

Der iBooks-Store verwendet zwar das epub-Format, setzt aber auf ein eigenes DRM-System, das nicht mit dem ADEPT-Kopierschutz kompatibel ist, den andere epub-Anbieter verwenden. DRM-freie epubs lassen sich hingegen in iBooks nutzen. Anmerkungen und Markierungen sind in allen eBooks möglich, bei nicht kopiergeschützten Dateien kann Text per Copy & Paste in andere Anwendungen übertragen werden.

Darstellungsoptionen bei iBooks (links) und Kindle (rechts)

Darstellungsoptionen bei iBooks (links) und Kindle (rechts)

Beim Lesen synchronisiert die Anwendung Lesezeichen und aktuelle Position auf Wunsch mit anderen iBooks-Installationen auf  Macs oder iOS-Geräten. Etwas lästig dabei: Apples DRM beschränkt die Nutzung der im iBooks-Store gekauften Inhalte auf maximal fünf Geräte.

Kindle:

kindle logo

Anders als die iBooks-App ist die Kindle-Anwendung als reines Lese-Programm konzipiert. Bücher kaufen lassen sich in der App aus den bekannten Gründen nicht. Dafür synchronisiert sie sich automatisch mit dem Kindle-Konto des Nutzers. Man hat direkten Zugriff auf alle seine bereits gekauften oder in Amazons Cloud gespeicherten Inhalte, per 1-Click lassen sich neue Einkäufe auch direkt an die iPad-App schicken. Dies gilt allerdings nur für echte Einkäufe. Inhalte der Kindle-Leihbibliothek lassen sich mit der iPad-App nicht nutzen.

DRM-freie Dateien werden nur im Mobipocket-Format, bzw dem neueren azw-Format akzeptiert. Das Leseerlebnis ist fast identisch zu dem in iBooks, allerdings  bietet die  Amazon-Anwendung einige Funktionen, die iBooks fehlen: So lassen sich die Breite der Seitenränder und der Zeilenabstand verändern. Negativ fällt hingegen auf, dass Copy & Paste nicht einmal für DRM-freie eBooks möglich ist.

Thalia:

thalia-logoDie Tolino-Allianz hat zwar gemeinsame eBook Reader und Tablets herausgebracht, für eine gemeinsame iOS-App reicht es hingegen nicht. Thalias Anwendung wurde zuvor unter dem Namen textunes vertrieben. Anders als die Kindle-App erlaubt Thalia das Stöbern im Shop-Angebot, ein Einkauf in der App ist allerdings aus bekannten Gründen nicht möglich. Da Apple nicht einmal direkte Web-Links zur Einkaufsseite erlaubt, wurde hier ein etwas umständlicher Umweg gefunden: Man kann sich eine Mail schicken, in der sich dann ein Link auf die entsprechende Produktseite bei thalia.de findet.

Ansehen lässt sich das Thalia-Angebot in der App, einkaufen kann man aber nicht.

Ansehen lässt sich das Thalia-Angebot in der App, einkaufen kann man aber nicht.

Wer sich mit einem Thalia-Benutzerkonto anmeldet, kann bereits bei Thalia.de gekaufte eBooks direkt in der Anwendung herunterladen. Man kann aber auch eine vorhandene Adobe ID eingeben oder eine neue anlegen und so ADEPT-geschützte epubs anderer Anbieter nutzen.

Beim Lesen bietet die App weniger Funktionen als iBooks oder Kindle. Zwar lassen sich mit einem Thalia-Login Lesezeichen und aktuelle Position via Telekom-Cloud synchronisieren, jedoch fehlen andere Optionen. So lassen sich Seitenbreite und Zeilenabstände nicht verändern und es gibt keine verschiedenen Schriftarten und keinen Weiß-auf-Schwarz-Nachtlese-Modus. Besonders  negativ fällt auf auf, dass  keine Anmerkungen und weder Markieren noch Kopieren von Textstellen erlaubt sind, nicht einmal in DRM-freien eBooks.

Pageplace / Weltbild / Hugendubel / Der Club / Otto eMedia / buecher.de

logosDie oben genannten Anbieter setzen allesamt auf eine identische Plattform, die nur kosmetisch an den jeweiligen Händler angepasst wurde. Die Anwendungen verlangen zwar regelmäßig danach, dass man sich mit dem Nutzerkonto des jeweiligen Stores anmeldet, funktionieren aber auch im sogenannten "Demo-Modus" problemlos. Dabei nerven sie allerdings mit regelmäßigen Heinweisen, dass bestimmte Funktionen (hauptsächlich der Lesezeichen-Sync) erst nach Anmeldung auf der Seite des jeweiligen Anbieters zur Verfügung stehen.

Ohne gültiges Konto führt hier kein Weg zurück.

Ohne gültiges Konto führt hier kein Weg zurück.

Tatsächlich muss man zur Konto-Erstellung den Weg über die Anbieter-Webseiten nehmen. Anders als bei der Thalia-App ist es nicht möglich, das Konto in der Anwendung zu erstellen. Sollte man versehentlich ohne Konto auf "Anmelden" klicken, führt kein direkter Weg zurück aus der Eingabemaske für Namen und Kennwort. Wenn man die Anwendung weiter ohne Anmeldung nutzen will, muss man sie die radikal  beenden und neu starten. In einem Fall verloren wir dabei allerdings ein zuvor frisch importiertes DRM-freies eBook. Überhaupt stand es nicht allzugut um die Stabilität dieser Software: Die hauptsächlich getestete Pageplace App brachte unser Test-iPad zweimal zum Totalabsturz.

Ähnlich wie die Kindle-App bieten auch diese Apps keinen Zugriff auf das Angebot der Stores. Beim zuständigen Händler gekaufte Bücher werden jedoch via Telekom Cloud synchronisiert. Wie bei der Thalia-App lassen sich mit Hilfe der eigenen Adobe ID auch DRM-geschützte epubs anderer Anbieter in die App importieren und lesen.

Das Leseerlebnis unterliegt den gleichen Einschränkungen wie bei der Thalia-App: Kein Nachtmodus, keine Schriftwaren, keine variablen Seitenränder oder Zeilenabstände und keine Anmerkungen, kein Markieren oder Kopieren. Zusätzlich beherrschen diese Apps aber noch nicht einmal Silbentrennung, die bei allen anderen gesesteten Anwendungen funktionierte.

Kobo:

kobo-logo
Hier ignoriert Kobo zwei Seitenumbrüche.

Hier ignoriert Kobo zwei Seitenumbrüche.

Die Kobo-iPad-App bietet dieselben Grundfunktionen wie die meisten anderen Anwendungen: Kein direkter Zugriff auf den Store, dafür aber Synchronisation bereits gekaufter eBooks. Auch Kobo setzt auf ADEPT-epubs, daher lassen sich mit der passenden Adobe ID auch "fremde" epubs lesen.

Positiv fallen die Einstellungsmöglichkeiten zu Textlayout und Schriftgröße auf. Zeilenabstand und Seitenränder lassen sich zwar nicht verändern, aber wenigstens gibt es einen Nachtmodus und verschiedene Schriftarten zur Auswahl. Leider sind diese Einstellungen etwas unpraktisch platziert. Es passiert leicht, dass man versehentlich umblättert, wenn man eigentlich zu den Optionen wollte, und das Ändern der Schriftgröße via Schieberegler ist recht hakelig.

Markieren und Anmerkungen lässt Kobo zu, Kopieren hingegen nicht. Leider ignoriert die App  hart codierte Seitenumbrüche in epub-Dateien, so dass gerade Titelseiten und Inhaltsverzeichnisse nicht immer gut aussehen.

Ansonsten hat Kobo eine deutlich stärkere Facebook-Integration als die anderen Apps: Das Programm vergibt Auszeichnungen" für bestimmte Aktionen in der App, diese lassen sich auf Wunsch  via Facebook teilen. Das gleiche gilt für Lesestatistiken oder gelesene Bücher.

Reader (Sony) / txtr:

sonytxtrSonys iPad-Anwendung folgt erst einmal demselben Schema wie die anderen genannten epub-Apps: Kein integrierter Store, optionale Synchronisation mit dem Sony-Benutzerkonto, andere epubs lassen sich via Adobe ID laden. Ansonsten stechen die Japaner aber positiv aus dem Feld hervor: Anmerkungen und Markieren funktionieren, bei DRM-freien epubs geht auch Copy & Paste. Es gibt einen Nachtmodus, verschiedene Schriftarten, und auch die Seitenränder lassen sich verändern. Einzig der Zeilenabstand ist nicht variabel.

Eng verwandt: Sonys App (links) und die von txtr.

Eng verwandt: Sonys App (links) und die von txtr.

Ebenfalls schön: Sony hält sich mit der Eigenwerbung sehr zurück. Anders als bei Pageplace & Co gibt es keine andauernden Bitten, sich doch endlich anzumelden.

Die App ist weitgehend identisch mit der Lese-App des Berliner Unternehens txtr. Allerdings synchronisiert sich txtr-Version natürlich mit dem txtr Store und erlaubt die Anbindung des txtr Beagle Reader. Letzteres  dürfte in der Praxis allerdings wohl keine Rolle spielen. Außerdem gibt es die Funktion "Feed" die eBooks auflistet, welche dann der Wunschliste auf dem eigenen txtr-Konto hinzugefügt werden können. Bei unserem Test enthielt sie allerdings nur Liebesromane. Kostprobe der angebotenen Tiel: "Die verbotenen Küsse des Scheichs", "Nächte voller Sinnlichkeit"

Die Anwendung erwies sich im Test als leicht instabil – zumindest die txtr-Version stürzte einmal ab.

Bluefire:

bluefire-logo

 

Bluefire bietet unübertroffene Einstellungsmöglichkeiten.

Bluefire bietet unübertroffene Einstellungsmöglichkeiten.

Bluefire ist mit Abstand die flexibleste epub-Anwendung im Test. Sie beherrscht epubs mit und ohne ADEPT-DRM. Alle Details des eBook-Layouts lassen sich anpassen: Seitenbreite und Zeilenabstand ebenso wie Schriftart und -farbe. Dabei ist man nicht nur auf einen Nachtmodus beschränlt (den gibt es zwar auch), sondern kann beliebige Farben für Schrift und Hintergrund auswählen. Hier gibt es in der getesteten Version allerdings einen kleinen Überstezungsfehler im Menü: Es gibt zwei Einstellungen mit dem Namen "Zeilenabstand" – eine davon ist in Wirklichkeit für die Seitenbreite zuständig.

Markieren und Kopieren DRM-freier eBooks sind ebenso möglich wie das Synchronisieren der Leseposition zwischen verschiedenen Büchern.

Eine Anbindung an einen Händler oder ein eigenes Nutzerkonto gibt es nicht, allerdings lassen sich kostenlose eBooks von feedbooks herunterladen. Neben der "reinen" Bluefire-App gibt es aber auch noch eine Vielzahl von Lizenzausgaben für eBook-Anbieter, darunter etwa ebook.de.  Diese Versionen bieten in der Regel einen Zugang auf das jeweilige Angebot und die eigenen Einkäufe, synchronisieren sich allerdings nicht automatisch (wie etwa die Kindle-App) sondern ermöglichen nur das manuelle Herunterladen.

Fazit: Ein eindeutiger Sieger

iBooks-Store und Kindle-Nutzer haben keine große Wahl. Es gibt jeweils nur ein Programm, das ihre eBooks auf dem iPad anzeigen kann. Sowohl Kindle als auch iBooks sind solide Programme, die das tun, was sie sollen. Allerdings können sie im Funktionsumfang nicht mit Bluefire mithalten, dass trotz des einen Übersetzungsfehlers den besten Gesamteindruck hinterlässt. Es kann so gut wie alles, was die anderen epub-Reader auch können, und noch ein bisschen mehr. Dafür muss man allerdings auf die bequeme Synchronisation mit dem eigenen Nutzerkonto verzichten. Dieses kleine Opfer sollte man angesichts des erhöhten Lesekomforts aber bringen. Platz 2 unter den epub-Readern geht, zumindest im Kurztest, überraschenderweise an das Duo Sony Reader und txtr. Allerdings bleibt eine leichte Unsicherheit, was die Stabilität angeht: Der eine Absturz der txtr-App im Testzeitraum kann unglücklicher Zufall gewesen sein, er könnte aber auch auf ein größeres Problem hindeuten. Danach folgt mit einigem Abstand die Kobo-App, die zwar mit mehr sozialen Spielereien aufwarten kann als der Rest, dafür aber leichte Defizite bei Anzeige und Bedienung hat.

Nicht zu empfehlen sind hingegen die Apps von Thalia, Pageplace, Hugendubel, Weltbild, buecher.de,  Der Club und Otto media. Bis auf Thalia nutzen sie alle die gleiche, eher spartanische Software-Basis. Die Thalia-App kann sich zwar etwas positiver davon abheben,  doch auch hier fehlen grundlegende Funktionen wie Markierungen und Anmerkungen und es lassen sich nur wenige individuelle Einstellungen vornehmen.

<Bildnachweis: Apps von Shutterstock>

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Kommentare


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