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Kindle Convert: Vernichtende Kritiken für OCR-Software von Amazon

Das erste kostenpflichtige Software-Produkt aus dem Hause Amazon, eine OCR-Software zur Digitalisierung von Texten über den eigenen Scanner, entpuppt sich mehr und mehr als Mega-Flop. Das Produkt bekommt fast durch die Bank vernichtende Rezensionen und findet kaum Abnehmer. Amazon scheint es egal zu sein.

kindle convertIn der Vergangenheit entwickelte Amazon Software vorwiegend für Content-Produzenten und stelle sie diesen dann kostenlos bereit. Genannt sei etwa der Textbook Creator. Das im Februar dieses Jahres erschienene Windows-Tool Kindle Convert wich gleich in zweifacher Hinsicht von diesem Prozedere ab: Kindle Convert kostete vom ersten Tag an Geld (anfangs 19 US-Dollar, jetzt 49 US-Dollar) und richtet sich dediziert an Privatpersonen, die mit der Software ihre Bücher und Dokumente einscannen und direkt in die Kindle Cloud hochladen können. Sollen.

Kindle Convert mit lausiger OCR

Denn in der Praxis ist die Texterkennung von Kindle Convert, also die Kernkomponente der Software, offensichtlich lausig. Das legt die Mehrheit der bislang 23 Rezensenten auf Amazon.com nah, die im Durchschnitt eine Bewertung von gerade einmal 2,1 Sternen vergaben. Selbst das anfänglich sehr teure und verbuggte Fire Phone steht im Vergleich glänzend da, merkt das Fachblog The eBook Reader an. Und der Sterne-Schnitt ist sogar noch deutlich geschönt durch eine wirre 5-Sterne-Bewertung, die problemlos einen Platz in unseren Prototypen nicht hilfreicher Amazon-Rezensionen ergattert hätte.

kindle convert kritikenNahezu jedes Wort erkennt die Software falsch, bemängelt ein "verifizierter Käufer". Der konvertierte Text sei praktisch unlesbar, ergänzen andere. Das Produkt müsse weiterentwickelt werden, bevor man es "akzeptabel" nennen könne. Neben der schlechten Texterkennung wird außerdem auf Performance-Probleme hingewiesen, die Texterkennung brauche unbefriedigend lange.

Schlechte Verkaufszahlen, Support verstummt

Nicht nur die Rezensionen sind mau, auch die Verkaufszahlen dürften Amazon keinen Grund zur Freude geben. Trotz umfangreicher Cross-Promotion steht aktuell ein magerer Platz 2223 in der Software-Bestseller-Liste von Amazon zu Buche. Zum Vergleich: Die Einsteiger-OCR-Software Omnipage (30 US-Dollar) liegt in der gleichen Kategorie auf Platz 491, Paperport Professional (60 US-Dollar) auf Platz 363. Hinzu kommen zahlreiche kostenlose und über andere Kanäle verkaufte Tools.

Amazon nimmt die miese Resonanz auf sein erstes Software-Produkt mit einem bemerkenswerten Desinteresse zur Kenntnis. Wurden die ersten Fragen zum Produkt bei Amazon.com noch von einem Amazon-Mitarbeiter beantwortet, heißt es seit dem 12. Februar hier "User helfen User". Und, vor allem: Bis heute gab es kein einziges Software Update für die offensichtlich unausgereifte – kostenpflichtige! – Software.

Von außen drängt sich der Eindruck auf, als habe Amazon sein Kindle Convert schon weitgehend abgeschrieben. Eine Lokalisierung nebst Verfügbarkeit in Deutschland scheint unter diesen Vorzeichen ausgeschlossen. Vielleicht ging es Amazon wirklich nur um ein Zeichen in Richtung Verlage, die nach wie vor einen Bogen um Kindle MatchBook machen. Dort können Besitzer von bei Amazon.com gekauften Print-Büchern gegen einen kleinen Aufpreis die Digital-Version des jeweiligen Titel erwerben – allerdings nur mit dem bislang weitgehend ausbleibenden Segen der Verlage.

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Kommentare


Lesezeichen 2015, Q2: Autorenfotos, E-Reading-Irrtümer, Wasserzeichen » lesen.net 28. Dezember 2015 um 14:39

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