Marvin: Die iOS-Lese-App für Profis
Unter den zahlreichen Lese-Apps für iPhone und iPad ist Marvin besonders für Nutzer interessant, die mit Texten arbeiten und wert auf maximale Individualisierungsoptionen legen. Einen großen Wermutstropfen gibt es allerdings.
Das gerade erschienene neue Apple-Mobil-Betriebssystem iOS 7 bringt zahlreiche optische Neuerungen mit sich – eine gute Gelegenheit, sich auch einmal nach einer frischen Lese-App umzusehen. Ein besonders schicker Kandidat ist Marvin, das von einem unabhängigen Entwickler kommt und bereits seit November letzten Jahres für das iPad erhältlich ist. Mit dem Update auf Marvin 2.0 Anfang dieser Woche ist die Reading-App jetzt auch für das iPhone verfügbar. Die iPad-App ist derzeit gratis, für die iPhone-App müssen 4,49 Euro bezahlt werden.
Viele Anpassungs-Optionen für eBooks
Marvin bietet von allen Lese-Apps die größte Bandbreite an Features was Typographie und Layout angeht. Spaltenanzahl, Spaltenbreite, Zeilenabstand, Einzug – wer nicht zufrieden ist mit dem, was der Verlag anbietet, kann selbst Hand anlegen. Es stehen 25 Schriftarten zur Verfügung, wobei Fließtext und Überschriften unterschiedlich formatiert werden können. Wie bereits aus anderen Apps bekannt gibt es Tag- und Nacht-Modi, die in Marvin aber nicht festgelegt, sondern in Schrift- und Hintergrundfarbe anpassbar sind. Wer glaubt, es gäbe nur 50 Schattierungen von Grau, wird hier eines Besseren belehrt. Was allerdings fehlt ist das Look-and-Feel eines echten Buches, das beispielsweise die iBooks- oder die Kindle-App durch Schatten und Umblätteranimationen anzudeuten versuchen.
DRM-freie eBooks clever sortieren
eBooks lassen sich in verschiedene Listen sortieren. Zusätzlich gibt es „Smart Lists“, zu denen sich eBooks automatisch hinzufügen, wenn sie entsprechende Eigenschaften aufweisen (zum Beispiel Thema, Autor oder Anzahl der Wörter). Die Metadaten der einzelnen Bücher sind editierbar.
Ein Kauf direkt aus der App ist nicht möglich, die eBooks müssen am PC via iTunes, aus der Dropbox oder per E-Mail in die Bibliothek importieren werden. Lediglich Quellen für gemeinfreie Bücher (z.B. Projekt Gutenberg) sind direkt über Marvin zu erreichen. Wer Marvin auf mehreren Geräten nutzt, kann seine eBooks samt Lesefortschritt synchronisieren. Für calibre gibt es außerdem ein Plug-in, Marvin XD, das eine Verwaltung der Bücher in Marvin via calibre ermöglicht.
Leider unterstützt Marvin nur epub-Dateien ohne DRM . Auch Bücher in epub3 werden nicht korrekt angezeigt, aber damit ist Marvin ja bekanntlich nicht allein. Und wer effizient pdfs lesen möchte, muss nach wie vor auf Goodreader verwiesen werden.
Die App ist auch besonders für diejenigen interessant, die eBooks nicht nur lesen, sondern auch mit ihnen arbeiten. Das Menü, das erscheint, wenn eine Textstelle markiert wurde, kann individuell angepasst werden. Dadurch kann mit einem Tap der Text zu einer bestimmten App geschickt oder in einem bestimmten Online-Wörterbuch (auch duden.de ist möglich) gesucht werden.
Weitere interessante Features:
- Ähnlich wie X-Ray bei Kindle durchsucht Marvin mit „Deep View“ das Buch nach Namen und Orten und das Internet nach passenden Artikeln.
- Wörter, die man nachgeschlagen hat, werden automatisch in einer Vokabelliste gespeichert.
- Für alle, die beim Lesen gerne die Zeit vergessen, bietet Marvin mit dem Timer die Möglichkeit, nach einer bestimmten Zeit eine Nachricht auf dem Bildschirm anzuzeigen.
Fazit: Profi-App mit Schwächen
Wer viel liest und ganz bestimmte Vorstellungen davon hat, wie ein eBook aussehen soll, ist nirgendwo anders besser aufgehoben. Gelegenheitsleser werden aber vermutlich den Komfort vermissen, den iBooks und Kindle-App durch die Shopanbindung bieten. Sehr schade ist die fehlende DRM-Unterstützung.
Kommentare
Paradoxus 20. September 2013 um 09:47
Also, wenn es um Arbeit mit PDF auf dem iPad geht, würde ich PDFExpert dem Goodreader vorziehen: klarer Fokus auf PDF, überlegtes und schönes Design, sehr gute Funktionalität.
eBooks auf dem iPad: Lese-Apps im Vergleich » Software » lesen.net 18. Dezember 2013 um 15:20
[…] beherrschen. Das schloss Goodreader ebenso aus wie die ansonsten sehr empfehlenswerte Lese-App Marvin. Letztlich sollten die Programme in der Lage sein, Dateien etwa aus Mails oder der Drobox-Anwendung […]