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Readfy App im Kurz-Test (+Video)

Mit der Idee einer werbefinanzierten eBook Flatrate sammelt Readfy gerade Crowd-Kapital ein, zahlreiche Medien berichten über das Konzept. Was von der Lese-App in der Praxis zu halten ist, klärt unser kurzer Test.

Viele Kleinanleger überzeugt das Geschäftsmodell von Readfy, dem selbsternannten Spotify für eBooks. Nach einer Woche kamen bei der Crowdinvesting-Kampagne bislang rund 225.000 Euro zusammen, im Vorfeld hatten die Gründer "nur" 100.000 Euro eingeplant. Noch 23 Tage läuft die Kampagne, bei 500.000 Euro ist Schluss. Bei einer Unternehmensbewertung von 1,5 Millionen Euro läge dann ein Drittel des Unternehmen in den Händen der Crowd.

Am vergangenen Freitag startete der Beta-Test der Readfy-App mit aktuell 2.000 Teilnehmern, Interessierte haben sich auf eine Warteliste zu setzen. Zum Start gibt es nur eine Android-App, über die derzeit rund 15.000 Titel bereitstehen.

Aufgeräumte Optik, gute Kategorisierung

readfy buchbeschreibungNach Download und Login begrüßt den Readfy-Nutzer eine übersichtliche Startseite mit Schaufenster und drei Toplisten, wie man sie so ähnlich von vielen weiteren Medien-Apps kennt. Auf den ersten Blick ist ersichtlich, dass die großen Verlage und ihre Bestseller fehlen. Anders als bei Konkurrent Skoobe, der allerdings auf eine rein kostenpflichtige Flatrate ohne Gratis-Einstiegsoption setzt, dominieren gemeinfreie und nischige Titel das Angebot, die "meist gelesen" Liste wird angeführt von zwei erotischen eBooks.

Schon jetzt lassen sich eBooks rezensieren und diskutieren, nach einer halben Woche Live-Betrieb gibt es naturgemäß noch denkbar wenig Interaktion. Weiterhin können eBooks in frei benennbare Leselisten abgelegt werden. Für eine v1 ist das schon ganz beachtlich, wenngleich natürlich nicht einzigartig.

Nervige Ladezeiten, wenig Leseoptionen

Innerhalb eines eBooks fallen sofort lange Ladezeiten auf den ersten Seiten auf – jedes Seitenblättern dauert eine gute Sekunde. Das liegt wohl daran, dass Readfy aktuell die Einstiegsseiten (Impressum, Inhaltsverzeichnis und so weiter) alle als einzelne Kapitel auffasst. Ist man erst einmal im eigentlichen Text, treten die Verzögerungen nur noch bei Kapitelwechseln auf, was akzeptabel ist.

Vermutlich wird an diesen Stellen künftig die mit Spannung erwartete Reklame eingeladen. A propos: Von Werbung fehlt in der Beta derzeit noch jede Spur, Aussagen zu Einbindung und Störfaktor davon lassen sich entsprechend noch nicht treffen. Auf jeden Fall wird für die Lektüre eine Internetverbindung vorausgesetzt, was gerade bei beim Lesen übers Tablet (die meist kein 3G-Modul haben und damit auf WLAN-Hotspots angewiesen sind) suboptimal ist.

Die Leseoptionen fallen derzeit noch karg aus. Anpassungen von Schriftgröße, Schriftart und Ausrichtung sind noch nicht möglich, von Zeilenabstand oder Hintergrundfarbe ganz zu schweigen. Anmerkungen und Notizen gibt es nicht, einzig können Textstellen kopiert werden. Für die erste Beta-Version ist das kein Drama, an dieser Stelle gibt es aber noch viel Luft nach oben.

Readfy Fazit: Guter erster Wurf, viele Fragezeichen

Der erste Wurf der Readfy-App kann sich sehen lassen. Die Präsentation der verfügbaren Titel ist gelungen und die Lektüre macht Spaß, wenn man es über die Einstiegsseiten mit ihren nervigen Ladezeiten hinaus schafft. Ist man erst einmal in einem guten Buch, vergisst man ohnehin, um was für eine App es sich eigentlich handelt.

Das kann und wird sich ändern, wenn Werbung Einzug erhält. Ob es den Betreibern gelingt, einerseits ausreichend hohe Werbeerlöse zu erzielen, um als Partner für Verlage interessant zu sein, und andererseits die Nutzerschaft nicht mit allzu nervigen Einblendungen zu vergraulen, wird entscheidend für den Erfolg von Readfy sein. Schließlich müssen Leser auch noch in die kostenpflichtigen Premium-Tarife getrieben werden, aber auch hier gilt: Ohne attraktive Inhalte keine Zahlungsbereitschaft.

Kritikpunkte, die sich bis zum Start im Sommer nicht ändern werden, sind zum einen der Online-Zwang und zum anderen die Fixierung auf Tablets und Smartphones. Titel wie das promintent angeteaserte Krieg und Frieden mit seinen über 1.500 Seiten lesen sich zweifellos besser auf E-Ink-Displays. eBook Reader Besitzer (und gerade unter Belletristik- und Viel-Lesern sind das viele) werden Readfy allenfalls zum Hineinschnuppern nutzen, aber keine ganzen Bücher schmökern und entsprechend auch keine Premium-Zugänge ordern, womit Readfy das eigentliche Geld verdienen will.

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Kommentare


Spotify aus Künstlersicht: 0,4 Cent pro Wiedergabe » lesen.net 25. Februar 2014 um 12:53

[…] Kindle-Prime-Jahresmitgliedschaft. Ob E-Book-Flatrates wie Skoobe oder erst recht Readfy (mit ihrer Werbefinanzierung) einen solchen Wert wirtschaftlich erreichen können und ob sich […]

Antworten

E-Book-Flatrate Readfy jetzt offen für alle » lesen.net 2. April 2014 um 14:30

[…] Readfy im Kurz-Test […]

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