Amazon Fire Tablet extrem gefragt und gerootet
Nach einigen Jahren Flaute ist die Tablet-Sparte von Amazon, ehemals der iPad-Rivale Nummer 1, derzeit wieder im Aufwind. Hauptgrund dafür ist das mit einem exzellenten Preis-Leistungsverhältnis versehene Sieben-Zoll-Einstiegsmodell Fire, für das inzwischen wochenlange Wartezeiten in Kauf zu nehmen sind. Immerhin: Wer ein Fire Tablet ergattet hat, kann sich von den Amazon-Software-Fesseln befreien.
Fire Tablet vor Fire TV Stick – auch Amazon Echo beliebt
In einer Pressemitteilung bejubelt Amazon ein "Rekordwochenende" rund um die beiden Shopping-Tage Black Friday und Cyber Monday. Die beiden meistverkauften Produkte auf Amazon.com kamen demnach vom Online-Händler selbst: Am häufigsten nachgefragt wurde das in den USA regulär für 50 US-Dollar (Deutschland: 60 Euro) verkaufte Fire Tablet, gefolgt vom Fire TV Stick.
Bemerkenswert: Auch der persönliche Assistent Amazon Echo soll sich extrem gut verkauft haben, mehr als jedes andere Produkt im Wert von mehr als 100 US-Dollar. In der Folge ist Amazon Echo, das während des Cyber Monday für 160 US-Dollar statt 190 US-Dollar zu haben war und vielfach wohl primär als Netzwerklautsprecher eingesetzt wird, derzeit bis zum 18. Dezember ausverkauft. Da wird es in Richtung Weihnachtsfest schon knapp.
Vergleichbare Geräte 3x so teuer
Noch wesentlich kritischer ist die Verfügbarkeit des Fire Tablet. Das Gerät ist laut Artikelseite erst "am 24. Dezember" wieder auf Lager. Wer jetzt bestellt, wird also erst nach Heiligabend bedacht.
Das neue Sieben-Zoll-Modell ist das meistverkaufte Fire Tablet aller Zeiten, sagt Amazon. Seit dem Verkaufsstart im Oktober seien bereits "Millionen" Geräte abgesetzt worden, allein am vergangenen Wochenende seien 3x mehr Fire Tablets verkauft worden als im Vorjahreszeitraum. Was Amazon in der Pressemitteilung nicht erwähnt: Maßgeblich verantwortlich dafür dürfte der Dumping-Preis von 35 US-Dollar gewesen sein, zu dem das Fire Tablet als Cyber-Monday-Deal erhältlich war.
Für technisch vergleichbare Geräte muss mindestens dreimal so viel Geld in die Hand genommen werden. Auch unter Berücksichtigung der Zulieferer-Konditionen von Amazon wird dieses Aktionsangebot bei weitem nicht kostendeckend gewesen sein (und wohl wohl genauso wenig der reguläre Preis). "Geräte subventioniert abgeben, verdienen mit Inhalten" lautet hier die Devise, wie grundsätzlich auch bei Kindle-Lesegeräten, von denen Amazon am letzten Wochenende ebenfalls "Hunderttausende" verkauft haben will.
Mit Root CyanogenMod 12.1 auf Fire Tablet
Bei der Refinanzierung machen Software-Tüftler Amazon allerdings zumindest ein stückweit einen Strich durch die Rechnung. Schon seit rund sechs Wochen kursiert eine Anleitung, wie sich mit relativ wenig Aufwand Google-Apps und auch der Google Play Store innerhalb des Betriebssystem Fire OS 5 installieren lässt. Und jetzt geht es sogar noch einen Schritt weiter: In der Entwickler-Community XDA Developers gibt es angepasste Downloads des beliebten Android-Derivat CyanogenMod 12.1. Zur Installation ist das Gerät zu rooten – wie das geht, ist in diesem Video erklärt.
Das Rooten eines Fire Tablet ist nicht ganz profan, Nutzer verlieren dabei Garantie-Ansprüche und können teilweise auf einige Gerätefunktionen nicht mehr zugreifen (beim Fire Tablet etwa auf die Kamera). Der Anteil der "Rooter" innerhalb der Fire-Tablet-Käuferschaft wird minimal sein, egal ist er Amazon aber mit Sicherheit trotzdem nicht.
Denn das ganze Hardware-Geschäftsmodell des Unternehmen basiert auf einer Quersubventionierung und entsprechend geschlossenen Ökosystemen – anders könnte Amazon seine Tablets, eBook Reader und Streaming-Geräte längst nicht so günstig abgeben und anders hätte sich Amazon auch nicht seine heutige Stellung verschaffen können. Nur eine Frage der Zeit also, bis Amazon der neuen Offenheit firmwareseitig einen Riegel vorschiebt.
Auch hierzulande werden Tablets knapp
Auch in Deutschland scheint sich das Fire Tablet übrigens großer Beliebtheit zu erfreuen. Die für 60 Euro abgegebene Ausführung "mit Spezialangeboten" (also mit Werbung auf dem Sperrbildschirm und in Menüs) ist bis zum 22. Dezember vergriffen. Wer hingegen 15 Euro drauflegt und das werbefreie Modell bestellt, wird sofort beliefert. Ein weiterer Beleg dafür, was für eine große Rolle der Verkaufspreis beim Erfolg der Fire-Tablets spielt.
Kommentare
Amazon.de Weihnachtsgeschäft: Kindle und Debüt-Autorin gefragt » lesen.net 29. Dezember 2015 um 16:37
[…] Fire (Tablet), Amazon Echo (persönlicher Assistent/Streaming-Box) und Fire TV Stick (TV-Streaming) […]
Amazon vervielfacht Tablet-Verkäufe » lesen.net 2. Februar 2016 um 16:05
[…] der Vorweihnachtszeit wurde Amazon von der Nachfrage nach dem Sieben-Zoll-Tablet Fire geradezu überrannt, in den USA war das Gerät wochenlang nicht zu bekommen. Ein Analystenhaus bescheinigt […]