"E-Ink ist tot" betitelte der Gadget-Blog Gizmodo seinen Testbericht zum Pixel Qi Display. Den revolutionären kombinierten LCD/E-Paper Panels (im Detail) wird ein beispielloser Siegesfeldzug quer durch alle Gerätegattungen von Smartphones bis Fernsehen zugetraut. Kurz gesagt: "Dein Bildschirm ist obsolot." Doch bei aller Begeisterung im Rahmen der Pixel Qi Vorstellung auf der laufenden Consumer Electronics Show blieben ein paar Fragen offen, und auch das Notion Ink Adam – erster Device mit Pixel Qi Display – konnte nicht bedingungslosen glänzen.
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Spätestens 2011 werden eBook Reader mit farbigen Displays wohl zumindest in den gehobenen Preissegmenten ein gewohntes Bild sein. Insbesondere grafiklastige Inhalte wie Magazine werden erst bunt auch in digitaler Form wirklich attraktiv, entsprechend groß sind Hoffnungen und Umsatzerwartungen der Industrie. Neben E-Ink und etlichen namhaften Konkurrenten wie Samsung (Foto), Bridgestone oder Qualcomm arbeitet auch ein holländisches Startup an bunter elektronischer Tinte, hat hier schon erstaunliche Resultate vorzuweisen.
Das US-Unternehmen Pixel Qi (sprich: Tschi) sorgte Mitte des Jahres mit der Vorstellung einer innovativen neuen Displaytechnologie für Schlagzeilen, welche die Stärken von elektronischem Papier (Lesbarkeit) und LCD-Panels (Farbe, Bildwiederholungsrate) in einem einzigen Dual Mode Display vereinigt. Weiterhin sind die sogenannten 3qi Bildschirme äußerst stromsparend und günstig, können in verschiedensten Formfaktoren in Unterhaltungselektronik vom eBook Reader bis hin zum Flachbildfernseher implementiert werden.
Auf den ersten Blick ist der gerade in Taiwan vorgestellte (Google Translate) BenQ K60 nReader ein ganz normales eBook Lesegerät: 6″ Bildschirmdiagonale (16 Graustufen) und 2 Gbyte interner Speicher bei 220 Gramm Gewicht – die "Key Specs" auf dem Datenblatt lassen wenig aufhorchen.
Dabei macht schon das unscheinbare Display den BenQ K60 einmalig. Denn anders als in praktisch allen aktuellen eBook Readern kommt kein Panel vom Platzhirsch PVI/e-Ink zum Einsatz; statt dessen werden sogenannte Microcup E-Paper vom kalifornischen Technologieunternehmen SiPix verbaut.
Mirasol, die Displaysparte vom milliardenschweren TK-Dienstleister Qualcomm, zeigte bereits Mitte dieses Jahres als eines der ersten Unternehmen großformatige farbige E-Paper. Die bislang nur für winzige MP3-Player Displays und ähnliche Bereiche verbauten flexiblen Membranpanels (Technologiedemo hier) sollten künftig auch in eBook Readern Anwendung finden, hier Platzhirsch PVI/E-Ink Konkurrenz machen.
Heute wurden die Amerikaner nun konkreter: Im Gespräch mit den Kollegen von Slashgear wurde erstmals ein ungefährer Zeitplan für die Markteinführung von Mirasol-Readern genannt. Außerdem hatte der Hersteller einen beeindruckenden Prototypen im Gepäck.
Obwohl bis heute noch kein einziger eBook Reader mit flexiblem Display im Handel ist (den Anfang macht wohl der Que Reader von Plastic Logic im Frühjahr 2010), wirkt dieser Formfaktor inzwischen beinahe vertraut. Etliche Unternehmen – Bridgestone, Samsung, PVI … – arbeiten aktuell an mehr oder weniger biegsamem E-Paper, haben teilweise auch schon beachtliche Prototypen vorgezeigt.
Der OEM-Hersteller Wistron geht aber noch einen Schritt weiter. Das Acer-Spinoff hat für 2010 einen E-Reader mit einem Display von 5″ bis 6″ Bildschirmdiagnoale angekündigt, der sich auf die Größe einer Visitenkarte zusammenfalten lassen soll.
Die Zukunft von elektronischem Papier ist bunt – möglicherweise sogar schneller als gedacht. Gingen Branchenexperten noch im Frühsommer von marktreifen farbigen E-Papern nicht vor 2011 aus, scheinen verschiedene Unternehmen ihre Lösungen schon im Laufe des kommenden Jahres zu den Endkunden bringen zu wollen.
Platzhirsch PVI, dessen E-Ink Displays in nahezu allen aktuellen Lesegeräten zum Einsatz kommen, versprach am Rande der laufenden Fachmesse FPDI farbige 6″ und 9,7″ Panels in der zweiten Jahreshälfte 2010. Schon in der ersten Jahreshälfte sollen flexible (begrenzt biegsame) Displays in Massenproduktion gehen – Konkurrenz für Plastic Logic, die in ihrem Que Reader auf eine Eigenentwicklung setzen und darüber hinaus Kooperationsgespräche mit anderen Herstellern führen.
Der japanische Multikonzern Bridgestone gab schon im Sommer bekannt, sein bislang nur im B2B-Bereich eingesetzes elektronisches Papier künftig auch in eBook Lesegeräte bringen zu wollen. Heute präsentierte der weltgrößte Reifenhersteller nun erste Ergebnisse.
Via Pressemitteilung (Google Translate jp-en) stellte Bridgestone gleich zwei eBook Reader Prototypen vor, denen sicherlich kein Mangel an Innovatität vorzuwerfen ist. Auf teilweise biegsamen 10,7″ bzw. 13,1″ Touchscreen-Panels erstrahlen mehrere Tausend brillante Farben.
Ectaco, ein auf elektronische Wörterbücher spezialisiertes US-Unternehmen, steht vor der Einführung seines zweiten eBook Lesegeräts. Auf der Frankfruter Buchmesse präsentierten die New Yorker erstmals das jetBook Lite, einen in verschiedener Hinsicht außergewöhnlichen Fünf-Zoller.
Wie schon beim Vorgänger, dem in den USA konkurrenzlos günstigen jetBook, setzt Ectaco auf ein reflektives (also nicht hintergrundbeleuctetes) TFT-Display. Vorteile gegenüber der eInk Technologie sind ein schnellerer Bildaufbau und deutlich geringere Kosten, auf der Contraseite steht ein erhöhter Stromverbrauch und eine nur monochrome Anzeige.
Nach Bridgestone nun Qualcomm: Immer mehr "branchenfremde" Unternehmen entwickeln elektronisches Papier, auf dem sich auch digitale Literatur komfortabel und ermüdungsfrei lesen lassen soll.
Während der japanische Reifenhersteller aber seine E-Paper dediziert in eBook Lesegeräten sieht, versprechen Mirasol-Panels universeller einsetzbar zu werden. Die Displaysparte des US-Mobilfunkdienstlers Qualcomm (Jahresumsatz: 11 Milliarden US-Dollar) entwickelt reflektive Bildschirme, die auch in Smartphones, MP3-Player und weiteren elektronischen Geräten eine gute Figur machen.