Immer mehr Presseverlage sehen in eBooks eine gewinnbringende Möglichkeit, ihre Artikel zweitzuverwerten. Wesentlich kompakter und aktueller, stellen diese Titel das klassische Sachbuch für den mobilen Leser infrage. Aber auch Amazon und Buchverlage wollen ihr Stück vom Kuchen – eine Übersicht.
Kindle Store
Lesen auf unterschiedlichen Geräten macht nur dann wirklich Freude, wenn man eBooks an der Stelle weiterlesen kann, wo man zuletzt aufgehört hat. Bei Kauf eines neuen eBook Readers oder Tablets möchte man außerdem schnell und einfach einmal erworbene eBooks auf das neue Gerät umziehen. Möglich wird dies durch die Nutzung der Cloud – doch wie genau bekommt man seine Dateien dort hin und was bieten die verschiedenen Stores eigentlich an?
Amazon ist mit seiner Kindle-Plattform weiterhin auf Erfolgskurs. In dieser Woche vermeldete der Online-Händler, in den USA inzwischen mehr digitale als gedruckte Bücher zu verkaufen. Ursächlich dafür ist wohl nicht nur das lebhafte Geschäft mit dedizierten Lesegeräten – mindestens genauso wichtig ist inzwischen das App-Universum des Unternehmens.
Schon kurz nachdem Amazon Ende Dezember erste Kindle eBooks verleihbar machte, schossen eine Vielzahl verschiedenartiger Plattformen für die Zusammenführung von Angebot und Nachfrage aus dem Boden. Dass Amazon (und Mitbewerber mit ähnlichem Angebot wie Barnes & Noble) diese Plattformen aus ökonomischen Gesichtspunkten nicht recht sein kann, merkten wir schon damals an – heute nun griff das Unternehmen aus Seattle erstmals durch und sperrte die populäre Plattform lendle.me aus.
Das Geschäftsmodell von proprietären Ökosystemen wie der Kindle Plattform ist kein Geheimnis: Während der Hardwareverkauf zumeist nur wenig Gewinn abwirft oder sogar ein Verlustgeschäft darstellt (so machte Sony jahrelang pro verkaufter Playstation mehrere Hundert US-Dollar Miese), wird das eigentliche Geld mit Inhalten verdient. Entsprechend häufen sich nun wieder einmal die Spekulationen, Amazon könnte seine Kindles bald zu einem symbolischen Preis abgeben oder sogar verschenken; verantwortlich für die neueste Entwicklung sind (ausgerechnet) die Verlage.
Schritt für Schritt kommt der deutsche Kindle näher: Nachdem das Lesegerät seit Oktober 2009 auch hierzulande beziehbar ist, erste Verlage bereits vor einem Jahr ihre Bestrebungen nach einer Listung im Kindle Store kund taten und Amazon gegenwärtig auf der Suche nach deutschem Personal für die hiesige Markteinführung ist, sind nun endlich die ersten deutschsprachigen Inhalte von Großverlagen online – gegenwärtig allerdings noch "US only".
Nach Monaten der Konzentration auf Leseapps für iPad & Co. hat Amazon gestern ein umfangreiches Firmware Update für seine dedizierten Lesegeräte angekündigt, das eine ähnliche Tragweite haben wird wie die im Sommer 2010 ausgerollte Version 2.5 (brachte nativen pdf-Support und öffentliche Hervorhebungen). Mit der Einfügung statischer Seitenzahlen macht das Unternehmen aus Seattle seine eBook Reader endlich auch für wissenschaftliches Arbeiten nutzbar, beim Trendthema Social Reading zeigt der Händler eine überraschende Sensibilität gegenüber Datenschutzbedenken.
In etlichen Onlinemedien (Guardian, Huffington Post/Techeye) werden in diesen Stunden einmal mehr Vorwürfe gegen Amazons Handling des Kindle Store laut. Auslöser diesmal: Das Unternehmen aus Seattle hatte ein eBook mit dem für sich schon Aufsehen erregenden Titel "The day the Kindle died" temporär aus seinem Sortiment genommen und zwischenzeitlich unter Entfernung des bisherigen Bewertungen wieder eingestellt. Doch anders als bei ähnlich gestrickten Vorgängen in der Vergangenheit hat es Amazon hier nicht verdient, an den Pranger gestellt zu werden.
Für viel Aufsehen sorgte Amazon vergangene Woche, als sie die Enthüllungsplattform Wikileaks (anfangs) ohne Angabe der Gründe von ihren Servern nahmen; mitten im Weihnachtsgeschäft hat das Unternehmen plötzlich mit Boykottaufrufen zu kämpfen. Nun sind zumindest die brisanten US-Botschaftsdokumente aber wieder bei Amazon zu finden – als kostenpflichtiges eBook im britischen Kindle Store.
Zwei Monate nach Live-Schaltung vom ersten Active Content im Kindle Store ist die Auswahl an interaktiven Inhalten noch äußerst überschaubar: Knapp 700.000 Kindle Books standen bislang lediglich drei simple Wörterspiele gegenüber. Zum Wochenende wurde das Angebot nun um drei weitere Titel erweitert; darunter dem ersten Spiel von Top-Publisher Electronic Arts (Sims, Fifa, Crysis, Need for Speed, …), welches gleichzeitig den ersten kostenpflichtigen Active Content darstellt.