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FingerReader: Vorlese-Ring für jede Oberfläche

1825 entwickelte Louis Braille die nach ihm benannte Schrift, die Blinden das Lesen ermöglichte. Die moderne Technik brachte Screenreader, die digital angezeigte Texte auf Computern, Tablets oder Smartphones vorlesen können. Das analoge, gedruckte Wort und auch eBook Reader (von Text-To-Speech abgesehen) blieben weitgehend unerschlossen – bis jetzt. Eine neue Erfindung des renommierten wissenschaftlichen Instituts MIT löst sich von der Bindung an die digitale Anzeige. Der sogenannte FingerReader kann von jeder Oberfläche ablesen.

Vorleser am Finger

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Mit dem FingerReader kann auch auf dem Kindle gelesen werden. Bild vom MIT.

Der FingerReader ist ein Gerät, das wie ein Ring auf den Finger gesteckt wird. Fährt der Träger mit seinem Finger eine Textzeile auf einem beliebigen Untergrund entlang sorgen eine Kamera und eine komplexe Software dafür, dass diese in Echtzeit vorgelesen wird. Die schnelle Übertragung war den Entwicklern besonders wichtig. Dem Leser soll damit suggeriert werden, dass er den Text quasi mit seinem Finger "sehen" kann, erklärte einer der Entwickler gegenüber dem Fachmagazin Cnet. Das Erfahren von Wörtern mit dem Finger soll eine möglichst natürliche Verbindung zwischen Leser und Text herstellen, wie es auch bei der Braille-Schrift der Fall ist. Außerdem entspreche es dem gewohnten Verhalten von Blinden, die ihre Umgebung hauptsächlich durch Berührung wahrnehmen.

Sensoren erkennen Textzeilen

Zu diesem Zweck ist das Gerät mit zahlreichen Sensoren ausgestattet, die Beginn und Ende einer Zeile sowie die Grundlinie des Textes erkennen. Bisher wurden zwei verschiedene Techniken getestet, um den Finger dabei in der richtigen Spur zu halten. Bewegte sich der Finger weg von der gelesenen Textzeile, ertönte entweder ein Signalton oder das Gerät vibrierte. Da die testenden Anwender keine Präferenz zeigten, wird das Gerät wohl beim Signalton bleiben, da der Vibrationsmotor extra Gewicht und damit weniger Komfort bedeutet.

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Nach einem flüssigen Text klingt die Demonstration in diesem Vorführvideo noch nicht. Außerdem war der präsentierte Prototyp des FingerReaders wegen der aufwändigen Erkennung und Berechnung der Wörter noch auf die Hilfe eines angeschlossenen Laptops angewiesen. Das Erfinder-Team arbeitet aber bereits an der Entwicklung einer Open-Source-Software für Android-Smartphones.

FingerReader könnte auch übersetzen

Sollte das Gerät tatsächlich in Serie gehen, wäre das ein riesiger Gewinn für sehbeeinträchtigte und blinde Menschen. Bücher und Zeitungen lesen werden können sie zwar schon, eine Anwendung des FingerReaders im Alltag würde aber eine noch deutlichere Verbesserung der Lebensqualität und größere Selbstständigkeit bedeuten, denn auch Speisekarten, Preisschilder und Produktbeschreibungen sind plötzlich nutzbar. Möglich wären auch Anwendungsbereiche über die Hilfe von Blinden hinaus.

Prinzipiell könnte der FingerReader jedem behilflich sein, der Probleme mit dem Lesen hat, egal wie gut oder schlecht er sehen kann. Auch die Überlegung einer simultanen Übersetzungsfunktion liegt nahe. Wann und ob der FingerReader tatsächlich zum Verkauf stehen wird ist noch nicht klar. Da sich das Gerät noch in der finalen Entwicklung befindet, wird es sicher einige Zeit dauern.

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Kommentare


NEWS! FingerReader – ein Vorlesering für jede Oberfläche | OnleiheVerbundHessen 6. Mai 2015 um 17:05

[…] Dank der Braille-Schrift können blinde und sehbeeinträchtigte Menschen dennoch Texte lesen. Nun folgt jedoch eine mögliche Alternative: Der FingerReader. Durch das Entlangfahren mit dem Finger können so Texte von allen Oberflächen gelesen werden. Wie genau der FingerReader funktioniert und ob er wirklich schon markttauglich ist, erfahren Sie hier. […]

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