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Google Piraterie-Filter weiter löchrig

Wie für vieles andere ist Google auch bei der Suche nach illegalen Downloads für viele Nutzer die Anlaufstelle Nummer 1. Vor allem als Reaktion auf Kritik seitens der Content-Industrie unternimmt der Internetkonzern umfangreiche Anstrengungen, seine Suche sauber zu bekommen. Das klappt aber nur oberflächlich.

Viele illegale Download-Plattformen beziehen einen beträchtlichen Teil ihrer Besucherschaft ĂĽber Google. Content-Produzenten und -Verwertern ist das verständlicher Weise ein Dorn im Auge. So schickte die News Corp (Fox, HarperCollins, The Times, …) im vergangenen Herbst einen offenen Brief an die EU, in dem Google vorgeworfen wird, dem Treiben unbeteiligt zuzusehen und ĂĽber Suchwerbung indirekt sogar an den Piraterie-Anfragen mitzuverdienen.

Google: MaĂźnahmen-Katalog gegen illegale Downloads

Google weist diese Vorwürfe natürlich weit von sich. Seit 2013 veröffentlicht der Konzern jährlich ein Infoheftchen mit dem selbsterklärenden Titel How Google Fights Piracy. Unter anderem wird auf die Stellung der Videotochter Youtube als legale Alternative verwiesen und darauf, dass illegale Download-Seiten beim Anzeigenprogramm Google Adsense nicht zugelassen sind.

Vor allem aber verspricht Google, gegen Suchanfragen vorzugehen. Zum einen würden anrüchige Suchvorschläge und Auto-Vervollständigungen (etwa "xy gecrackt") unterdrückt. Zum anderen gebe es einen "Piraten-Filter": Einschlägige illegale Download-Seiten sollen demnach generell von den vorderen Plätzen der Suchergebnisseiten verbannt werden. Den Algorithmus gibt es seit 2012; im Herbst 2014 kündigte Google einen verbesserten Piraten-Filter an, der kurzfristig ausgerollt und weltweit zum Einsatz kommen sollte.

"Game of Thrones" nur oberflächlich clean

Ad Box bei potenziell piratiger Suchanfrage

Ad Box bei potenziell piratiger Suchanfrage

Jetzt, ein halbes Jahr später, ist es Zeit für eine Zwischenbilanz. Darum kümmerte sich das Fachblog Search Engine Land anhand von Game of Thrones, die meistpiraterierte TV-Serie des Jahres 2014. Gerade ging die 5. Staffel auf Sendung, die in den USA übrigens erstmalig für Nicht-HBO-Kabelabonnenten legal zugänglich ist (über HBO Go).

Die Bilanz von Search Engine Land fällt durchwachsen aus. Während Suchen nach "Game of Thrones" und immerhin auch spezifischer nach "Game of Thrones Seasons 5 Episode 1" tatsächlich sauber waren, führte schon das Anhängsel einschlägige Anhängsel "watch" zu zwei Untergrundseiten auf den ersten beiden Plätzen. In der Kombination mit "Download" sah es nur wenig besser aus. Trotzdem beurteilt das Blog die Listings als "nicht so schlimm wie befürchtet" (und wie in der Vergangenheit), vor allem weil innerhalb einer "Ad Box" legale Angebote gesondert hervorgehoben werden.

eBook Warez: Gemischtes Bild

Anrüchige Such-Kombinationen in Deutschland geben ähnliche Ergebnisse aus. Vor allem aber ist von einem angeblich weltweit zum Einsatz kommenden Piraten-Filter nichts zu sehen. Wer etwa Spielfilme und TV-Serien in Kombination mit dem Suchwort "Stream" sucht (Beispiel), bekommt praktisch durchweg illegale Treffer auf den ersten Plätzen. Häufig ist die berüchtigte Plattform kinox.to darunter, die den Google-Qualitätsprüfern bekannt sein muss und die händisch zu bannen wenige Mausklicks bedeuten dürfte. Es passiert aber nicht. Auch wird der klar illegal gefärbte Kombi-Begriff "Stream" als Auto-Complete empfohlen.

Bei eBook Warez gibt es das gleiche Bild, wobei ein händisches Eingreifen hier offensichtlich ist. So hat Google die berüchtigte Download-Seite lesen.to, einstmals sehr gut gerankt, inzwischen komplett deindexiert. Andere Portale wie ebook-hell.to oder buchpirat.org sind hingegen weiterhin in der Verlosung und liegen mit Kombinationen wie ebook + "Download" nicht selten auf den ersten Positionen, zwischen oder sogar vor legalen Angeboten.

Nachlässigkeit statt Gier

Warum geht Google nicht konsequenter gegen illegale Inhalte in seinen Suchergebnissen vor? Ganz offensichtlich hat das Thema fĂĽr den Internetkonzern trotz Info-BroschĂĽren und eigenem Algorithmus nicht die ganz groĂźe interne Priorität. Abseits von in Sachen Prestige und Werbeeinnahmen interessanten LeuchttĂĽrmen wie Ad Boxes bei zwilichtigen Suchanfragen passiert nicht viel – schon gar nicht auĂźerhalb der USA.

Dass die in den Medien seit Jahren dauerpräsente und komplett illegale Plattform kinox.to hervorragend gelistet ist, spricht Bände. Auch im eBook-Bereich macht Google nicht viel. Ursächlich dafür dürfte vor allem Nachlässigkeit sein, der Druck von Außen scheint für Google-Standards noch nicht hoch genug. Die illegalen Anfragen sind zwar zahlreich und werden durchaus auch von Google monetarisiert, der Umsatzanteil am gesamten Kuchen ist aber minimal. Wenn es Google um Profite um jeden Preis ginge, würden ganz andere Schrauben gedreht (und etwa die extrem lukrativen Werbe-Umfelder Adult und Glücksspiel bei Adsense/Adwords zugelassen).

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