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Random House sieht Zukunft in eBooks

Die weltgrößte Verlagsgruppe Random House (Bertelsmann) prognostiziert dem digitalen Buch eine goldene Zukunft, auch fürs eigene Geschäft: Schon in vier Jahren möchte man in den USA 50% des Umsatzes mit eBooks machen, in Europa entwickele sich der Markt dagegen gemächlicher. Dazu passend veröffentlichte Random House durchaus bemerkenswerte Verkaufszahlen seiner eBooks in Deutschland.

Im vergangenen Jahr konnten in Deutschland über 750.000 digitale Verlagserzeugnisse abgesetzt werden, wie die Verlagsgruppe gestern via Pressemitteilung publik machte. Das entspricht einem Plus von über 700% gegenüber 2009, wo mit dem unter anderem von Thalia und Libri in den Markt gedrückten Sony Reader seit Frühling immerhin auch schon ein ernstzunehmendes Lesegerät erhältlich war. Mitte 2009 vermeldete Random House selbst sogar "einen gelungenen Start", in den ersten Wochen nach Markteinführung des Sony Reader PRS-505 konnten mehr eBooks abgesetzt werden als in den drei Jahren zuvor – offensichtlich (und erwartungsgemäß) auf sehr niedrigem absoluten Niveau, wie die neuen Zahlen belegen.

Knapp 4.000 deutschsprachige eBooks hat die Verlagsgruppe inzwischen in ihrem Portfolio (Mitte 2009 waren es bereits 1.500), was bescheidenen 25% des Gesamtprogramms entspricht. Während Neuerscheinungen zumeist zeitgleich als Hardcover und – mit einem vernünftigen Abschlag von 20% Abschlag, allerdings DRM-geschützt – als eBook publiziert werden, scheint das Unternehmen bei der Digitalisierung seiner Backlist (älterer Titel) nicht wirklich voran zu kommen.

7ae2ac7a35Besonders populär sind nach Angaben von Random House eBooks, die auch in gedruckte Form stark nachgefragt werden; beispielhaft genannt werden unter anderem die Millenium-Trilogie von Stieg Larsson sowie Deutschland schafft sich ab von Thilo Sarazzin. Zu den Gründen des großen Erfolges vom kontroversen Sachbuch, das in digitaler Form Verkäufe im mittleren bis oberen fünfstelligen Bereich aufweisen soll und damit das meistverkaufte deutsche eBook aller Zeiten sein dürfte, haben wir uns in einem eigenen Artikel geäußert.

Die Verkaufserfolge von Random House verblassen freilich bei einem Blick über den Teich; dort konnte Random House allein den Larsson-Titel The Girl Who Kicked the Hornet’s Nest 775.000x verkaufen, also öfters als alle deutschsprachigen eBooks zusammen (zu beachten ist allerdings, dass Random House in Nordamerika generell stärker ist als bei uns). Während digitale Literatur in den USA schon rund 10% des gesamten Buchmarktes ausmacht, wird der Marktanteil hierzulande auf rund 0,5% geschätzt – entsprechend vorsichtig ist auch Random House beim Ausblick.

2015 möchte man in den USA bereits jeden zweiten Dollar mit eBooks verdienen, verlautbarte heute das Handelsblatt unter Berufung auf einen Intranet-Eintrag (!) von Random House Chef Markus Dohle. Den europäischen Markt sieht Dohle 3-5 Jahre im Hintertreffen, strukturell gebe es aber keine Unterschiede – das digitale Buch wird also auch in Deutschland einen umfangreichen Siegeszug antreten, bloß eben mit zeitlicher Verzögerung.

Wenngleich die eBook-Umsätze von Random House Deutschland wie bei den meisten (Publikums)verlagen noch eine zu vernachlässigende Umsatzgröße ist, sieht sich das Unternehmen auf einem guten Weg – sicherlich nicht ohne Grund. Bei der Digitalisierung der Backlist besteht allerdings noch einiger Nachholbedarf, möchte man dem Kunden ein wirklich umfassendes Angebot bieten und ihn (mangels legaler Alternative) gar nicht erst in zwilichtige Gefilde abschweifen lassen. Auch beim Thema DRM/Kundenfreundlichkeit sind Independents wie Bastei Lübbe und Aufbau dem Großkonzern gegenwärtig noch voraus.

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Kommentare


Thomas Knip 23. März 2011 um 14:37

Dass Bastei Lübbe eines Tages mal als Independant Verlag bezeichnet werden würde … :D
The times, they are a’changing.

Ich wäre ja schon froh, wenn die Random House-Gruppe bei allen eBooks auch die Cover einbinden würde.

Das es bei der Backlist aufgrund vertraglicher Umstände (falls man die Rechte über den Abverkauf hinaus überhaupt noch hat), ist sogar noch eher nachvollziehbar.

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samy 23. März 2011 um 20:46

Verstehe nicht warum so viele Verlage noch auf dieses unsinnige DRM setzen.. in ein paar Sekunden hab ich alle DRM-Epubs befreit… Dabei sind das dann meist Geschenk-Bücher mit DRM (ja sowas gibts..)…. Den DRM-Bücher kauf ich mir nur in Ausnahme-Fällen…

Lustig ist es auch wenn Bücher deren Texte gemeinfrei sind, mit DRM geschützt werden..

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Rufus 24. März 2011 um 13:50

3-5 Jahre? Hm … ich glaub, wenn Amazon endlich den Kindle Store auch in Deutschland öffnet, wird sich die Zeit verkürzen … Gibt es da eigentlich Neuigkeiten? Es gab doch Gerüchte, Amazon würde den Store im Frühjahr 2011 öffnen und ich hatte mit einer Ankündigung zur Leipziger Buchmesse gerechnet … aber da kam ja nix.

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warum ich noch keinen ebook-reader habe « der blog ohne namen 30. März 2011 um 16:38

[…] hat in erster linie einen ganz simplen grund: das mickrige angebot. ich würde mir gerne so ein teil zulegen; keine platzprobleme oder abnutzungserscheinungen mehr usw. (ich bin da nicht so sehr der romantiker, von wegen bücher müsse man riechen, die seiten zwischen den fingern spüren und wasweißichnichtalles). womöglich könnten sich durch den ausfall der druck- lager- und ähnlicher kosten, gar reihen fortführen lassen, die sich sonst kaum lohnen (shame on you blanvalet! dafür dass ihr steph swainston nicht weiter veröffentlicht! so… das musste mal raus…) würden – man wird ja noch träumen dürfen… jedenfalls, was derzeit am deutschsprachigen ebook-markt angeboten wird, sowohl was ältere als auch aktuelle titel angeht, ist immer noch ziemlich armselig (dennoch ist auch der hiesige markt stark gewachsen). […]

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