Deutschland: ~65.000 eBook-Verkäufe im 1. Hj.
Nachdem sich Publisher wie Händler hierzulande mit der Herausgabe von absoluten Verkaufszahlen digitaler Literatur immer noch sehr zurückhalten, kommen die ersten halbwegs belastbaren Zahlen zum deutschen eBook-Markt aus der Marktforschung. Die renommierte GfK-Gruppe (ermittelt u.a. auch die TV-Einschaltquoten) legte heute spannende Daten zum deutschen eBook-Markt vor.
Demnach wurde in Deutschland im ersten Halbjahr dieses Jahres rund 65.000x für eBooks Geld bezahlt. Der Großteil dieser Verkäufe dürfte dabei auf das zweite Quartal entfallen, kam der "Marktmotor" Sony Reader doch erst Mitte März in den Handel. Die Verlagsgruppe Randomhouse etwa vermeldete hierzulande seitdem mehr eBook-Umsätze als in den vorigen drei Jahren zusammen.
Interessant auch die weiteren Daten: Im Durchschnitt werden pro eBook rund 10 Euro ausgegeben. In den USA bietet Amazon (und bald auch Sony) die meisten eBooks für $9,99 an, auf diesem für die Verbraucher offenbar akzeptablen Niveau könnten sich die Preise auch hierzulande einpendeln.
Nachgefragt werden primär Belletristik und Ratgeber – Sparten, die auch im Printbereich gut laufen. Relativ gesehen profitieren aber am ehesten die Fachbuchverlage vom eBook-Handel, dort ist das Geschäft mit dem digitalen Buch häufig schon ein bedeutender Umsatzbringer.
Die GfK-Zahlen – künftig wie das US-Äquivalent quartalsweise publiziert – basieren auf einer Panel-Studie mit 20.000 teilnehmenden Verbrauchern, die dem Institut ihre Kaufgewohnheiten offenlegen. Die sich daraus ergebenden Hochrechnungen erlauben nun erstmals eine ungefähre Abschätzung des Marktvolumens von komerziellen eBooks in Deutschland.
Die Zahlen sind auch ein bisschen ernüchternd: Von einem sich in realen Umsätzen wiederspiegenden deutschen "eBook-Boom" ist momentan definitiv noch nicht zu sprechen. Das offenbart auch ein Blick über den Teich: In den USA verkauft allein Amazon pro Woche (!) schätzungsweise 10x so viele eBooks, wie hierzulande im gesamten ersten Halbjahr durch die Datenleitungen gingen.
Der eBook-Markt steckt also immer noch in den Kinderschuhen. Entscheidend für die weitere Entwicklung wird der Erfolg von im Herbst erwarteten eBook Lesegeräten der nächsten Generation (unter anderem von txtr und Vodafone) sein, die mit der Datenübertragung vom Netz direkt aufs Endgerät einen wichtigen Entwicklungsschritt darstellen. Parallel dazu muss digitale Literatur in einer Bandbreite und auf einem Preisniveau angeboten werden, dass wenigstens auf einem Niveau mit Taschenbüchern liegt.
<via Börsenblatt>
Kommentare
Chräcker 20. August 2009 um 16:43
Diese Zahlen sagen doch eigentlich (fast) gar nichts aus, weil es "die" deutsche Literatur gar nicht als eBook zu kaufen gibt. Wie soll es da einen eBook-Boom geben wenn man e-Book-Lesegeräte, aber kein nennenswertes Angebot an Lesefutter analog eines wenigstens Bahnhofs-Buchladens bekommt?
Es wurde so wenig gekauft, weil es nur so wenig zu kaufen gibt. Das haben die Verlage also selbst in der Hand.
Da können die Geräte meinentwegen demnächst auch Kaffee kochen und Videos aus dem Netz streamen. Praktischer werden sie ohne Futter dadurch nicht.
Ebook sales in the German market | TeleRead: Bring the E-Books Home 20. August 2009 um 17:52
[…] https://www.lesen.net/ebooks/deutschland-65000-ebook-verkaeufe-im-1-halbjahr-894/ […]
Dorn 20. August 2009 um 18:40
Chräker, oben, hat recht. Ich habe selber einen "Kindle" von Amazon; lese hauptsächlich Bücher auf Englisch, weil es fast nichts auf deutsch gibt für das Gerät — doch ich habe zur Zeit eine ausgesprochene Lust, "Stiller" nochmal zu lesen, will aber mein Druckexemplar nicht mitschleppen. (Lesen: jeeeemand könnte mir ein zweites Exemplar verkaufen…)
Wenn mehr Titel aus dem deutschen Sprachraum zu erhalten wären (auf Deutsch als Originalsprache), würde ich ernst darüber nachdenken, ob ich mir zusätzlich einen Sony Reader anschaffen sollte (da Kindle ziemlich begrenzt ist). Ich könnte eventuell eine bedeutende Menge Titel auf deutsch kaufen. Bin wahrscheinlich nicht die einzige, und die Anzahl Interessenten kann mit der Zeit nur wachsen.
Olivera 20. August 2009 um 19:48
Ich finde klasse, dass es einen ersten Anhaltspunkt gibt, wie viele eBooks aktuell in Deutschland verkauft werden.
Mit einem Vergleich mit Amazon.com wäre ich vorsichtig, weil die Zahl auf einer Schätzung beruht und nicht auf offiziellen Verkaufszahlen.
Планета е-книг » Blog Archive » Продажи е-книг на рынке Германии в 2009 20. August 2009 um 23:26
[…] ссылка на первоисточник, но там, видимо, немецкий […]
Tobias 21. August 2009 um 09:55
Hallo zusammen,
also ich bin der Meinung, dass die Zahlen schon gigantisch sind, gerade dann, wenn man zugrunde legt, dass die bestehenden Plattformen und Angebote alles andere als Optimal sind.
Viele Grüße
Tobias
Buchpreis-Nominierungen bei Libreka anlesbar » eBooks » lesen.net 21. August 2009 um 12:55
[…] Belletristik in digitaler Form ist ein wesentlicher Grund dafür, dass der eBook-Markt hierzulande nicht recht vom Fleck kommt. Verantwortlich dafür sind nicht zuletzt Verlage, die dem neuen Medium aus verschiedenen Gründen […]
» LINKLOAD vom 21.08.2009 [UPLOAD Blog] 21. August 2009 um 20:16
[…] Nach Zahlen der GfK wurden in Deutschland im ersten Halbjahr rund 65.000 E-Books gekauft, berichtet Johannes auf lesen.net. […]
Paper Shredder Reviews: Ethan Frome | Cross Cut Shredder Blog 22. August 2009 um 06:06
[…] Deutschland: ~65.000 eBook-Verkäufe im 1. Hj. » Topnews, eBooks … […]
Spanischer eBook-Markt startet durch » Debatte » lesen.net 18. Januar 2010 um 20:34
[…] bei niedrigen absoluten Zahlen – auf ähnlichem Niveau liegen (im 1. Halbjahr 2009 geht die GfK von 65.000 verkauften eBooks aus, weitere Erhebungen gibt es nicht), die Verbreitung digitaler Lesegeräte ist hierzulande aber […]
kernberg 19. März 2010 um 00:56
@Chräcker:
so ist es!
Wie sieht es aus mit eBooks in Deutschland? | iPad to go 18. April 2010 um 16:39
[…] ersten Halbjahr 2009 wurden schätzungsweise 65.000 eBooks in Deutschland verkauft. Überhaupt an Zahlen zu gelangen, ist schwierig. Immerhin […]
Daniel 12. Juli 2011 um 10:41
Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. Diese Verkaufszahlen haben absolut keine Aussagekraft solange sich die Verlage nicht entschließen mehr ebooks zu veröffentlichen. Wenn es nicht gelingt auf die Verlage irgendwie Druck auszuüben wird sich daran auch so schnell nichts ändern. Da kann es noch so viele Reader geben, so lange es nichts zu lesen gibt werde auch ich mir keinen zulegen.