Droemer Knaur launcht In-App-Purchase-Thriller-App
Die Verlagsgruppe Droemer Knaur veröffentlicht pünktlich zur Frankfurter Buchmesse ihre erste eigene iApp. Bei der digitalen Umsetzung vom frisch erschienenen Sebastian Fitzek Thriller-Sammelband mit dem einladenden Namen P.S. Ich töte dich (iTunes-Link) handelt es sich zwar nicht um ein Enhanced eBook, wie sie derzeit in unserem aller Munde sind. Trotzdem verdient das Droemer Knaur’sche App-Konzept Aufmerksamkeit.
Auf den ersten Blick ist die iPhone-/iPad-App mit 0,79 Euro ein ausgesprochenes Schnäppchen. Tatsächlich erwirbt man zu diesem Standard-App-Store-Preis neben "Einband" und Vorwort aber nur die erste Kurzgeschichte, welche aus der Feder von Sebastian Fitzek selbst stammt. Für jede weitere der insgesamt 13 Kurzthriller muss nochmals 0,79 Euro bezahlt werden – dank In-App-Purchase direkt aus der App heraus und ohne notwendige Eingabe irgendwelcher Zahlungsdaten.
Neben der erworbenen Kurzgeschichte gehört jeweils ein sogenanntes graphologisches Gutachten (Analyse der Handschrift) des Autors zum virtuellen Lieferumfang. Die Textanzeige bietet mit Vergrößerungs- und Invertieroptionen Standardkost – erwähnenswert (weil gerade bei DRM-geschützter Literatur viel zu selten) ist einzig die Möglichkeit, Passagen bis 500 Zeichen aus dem Text heraus zu kopieren und direkt über die App via Twitter, Facebook oder E-Mail zu teilen.
Unter dem Strich entstehen für Thrillerfreunde für alle Texte Gesamtkosten von 10,30 Euro – bemerkenswerte 30% Abschlag zum gestern erschienenen Hardcover. Der Clou ist hier aber natürlich die Auswahlmöglichkeit: Gerade bei Sammelbänden werden sich Lesefreunde häufig für ganz bestimmte Autoren interessieren, müssen bei der Droemer Knaur App dann auch nur für deren Texte bezahlen und nicht (wie beim Print-Produkt oder 'konventionellen' eBooks) unliebsame(re) Texte zwangsweise miterwerben. Was im wissenschaftlichen Internet bereits Gang und Gebe ist – der Kauf einzelner digitaler Buchkapitel oder Zeitschriftenaufsätze – erhält via App Store nun auch im belletristischen Bereich Einzug.
Das verdient Lob, obgleich Droemer Knaur bei ihrem Erstlingswerk nicht bis zum Äußersten ging: Konsequenter Weise hätte man auch die Fitzek-Kurzgeschichte von der App entbündeln (oder zur kostenlosen Leseprobe machen) und das Buch komplett kostenlos anbieten müssen. Im Bezug auf die 'Vermittlungsgebühren' macht die Publikationsart für Droemer Knaur dabei übrigens keinen Unterschied: Über App Store wie In-App-Purchase fallen happige 30% Umsatzbeteiligung an Apple an.
Kommentare
Gerd c/o PadLive.de 5. Oktober 2010 um 11:10
Mutiger Schritt. Wird direkt getestet = Gekauft.
Viele Grüße aus Essen,
Gerd
Der Jonny 5. Oktober 2010 um 12:23
"Gang und Gebe"… gehört klein geschrieben und mit "ä": "gang und gäbe".
Christoph 5. Oktober 2010 um 15:05
Bei der hiesigen Überschrift fragte ich mich gerade, welche Sprache hier eigentlich Verwendung findet?
Deutsch ist das nicht.
Englisch ist es auch nicht.
Was ist es nun?
Johannes 5. Oktober 2010 um 15:09
@Christoph Die Überschrift solle durchaus mit Augenzwinkern verstanden werden, wobei’s hinsichtlich der Sprache (durchgehend englisch bzw. eingedeutscht) eigentlich keine Verwirrung geben sollte
Ciao
Johannes
Kindle Singles: Amazon lanciert eigenes Literaturformat » eBooks » lesen.net 12. Oktober 2010 um 16:05
[…] der Verkauf einzelner konsistenter Buchkapitel oder Kurzgeschichten innerhalb eines Sammelbandes (vgl. Droemer Knaur App). Was sich bei Print-Titeln aus ökonomischen Gründen (Druck, Vertrieb) nicht rechnet, ist im […]