Impressionen von der Leipziger Buchmesse [Bildergalerie]
Dieser Tage trifft sich die deutsche Buchbranche in Leipzig zur ersten großen Nabelschau des Jahres. Im Vergleich zur deutlich internationaleren und geschäftlicheren Frankfurter Ausstellung gilt die Leipziger Buchmesse eher als "Lesermesse", nichts desto trotz gab es auch hier einige interessante Neuerungen zu sehen. Eine kommentierte Bildergalerie.
Nichts geht mehr: Anders als in Frankfurt gibt es in Leipzig keine Aufteilung in Privat- und Fachbesuchertage. Weil die örtlichen Vertriebsbetriebe – einmal mehr – zu wenige Straßenbahnen und offenbar auch zu wenige Ordner einsetzen, gibt es schon am ersten Morgen gefährlich übervolle Verkehrsmittel.
Die Messehallen sind über Tunnel miteinander verbunden, die im Notfall gesperrt werden – am besonders besucherstarken Wochenende ist das auch regelmäßig der Fall, …
…auch am weitläufigen Auftritt der öffentlich- rechtlichen Rundfunkanstalten herrschte an den Wochentagen gähnende Leere.
Auch die Freiflächen erfreuten sich mäßiger Beliebtheit – kein Wunder bei diesigem Wetter und Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt.
Cosplay – eine Welt für sich. Die Leipziger Messe hatte den größtenteils jungen Cosplayern wiederum eine komplette eigene Halle bereitgestellt, …
…in der man sich immer wieder vergewissern musste, auf einer Bücherschau und nicht etwa auf einem asiatischen Jahrmarkt zu sein.
Gleichwohl: Es gab auch Business. Hier lauscht das Fachpublikum einem Diskussionspanel zu Digital-Verlagen, prominent besetzt…
…unter anderem mit Sobooks-Frontmann Sascha Lobo und Beate Kuckertz von Dotbooks, von der sich in Sachen Pragmatismus, Progressivität, Realitätsnähe und vor allem Kundenbezogenheit (statt Selbstbezogenheit) gerade auch viele Digital-Verleger eine Scheibe abschneiden können.
Sieht aus wie ein "ganz normaler" Verlagsstand, ist aber ein hochspannendes Indie-Projekt: Die 24 "Lieblingsautoren" haben zur Messe ein gemeinsames Buch publiziert (Making-of) und teilen sich den Stand als Treffpunkt und für Lesungen. Mittig im Bild: Nika Lubitsch.
Auch die Indie-Qualitätsinitiative Qindie leistete sich einen kleinen eigenen Auftritt.
Was wären Buchmessen ohne Prominente? Heino schaut bei seinem Verlag Bastei Lübbe vorbei, der Herr links scheint allerdings mäßig beeindruckt.
Praktisch: Falls der Bastei-Lübbe-Stand in Flammen aufgeht, gibt es klar definierte geschlechterspezifische Sammelpunkte. Aber was machen die Bücher da?
…hat man sich in Leipzig einen bemerkenswerten Stand nebst umfangreichen Rahmenprogramm und Abendveranstaltung gegönnt. Der Auftritt richtet sich primär an Autoren (und solche die es werden wollen), auch die Kindle-Hardware wird aber prominent platziert. Die Platzierung ist gut gewählt: Direkt gegenüber vom Amazon-Stand…
…gibt es eine der größten Lesebühnen der Messe, die vordersten Zuhörer auf dem Bild stehen de facto schon auf dem Amazon-Stand. Da ist Publikumsverkehr garantiert.
Deutlich dezenter präsentierten sich die Tolino-Allierten, in Form des gerade vorgestellten gemeinsamen Indie-Distributoren Tolino Media. Man teilte sich praktisch einen Stand mit der Droemer-Knaur-Tochter Neobooks, womit auch die Frage nach dem technischen Dienstleister für die Alles-Aus-Einer-Hand-Distribution beantwortet sein dürfte.
Eine Handvoll Tolino-Lesegeräte. Neben Kindles, Tolinos, Vorführgeräten der Großhändler (Umbreit hatte naturgemäß Pocketbooks im Gepäck)…
…und einschlägigen Demo-Tablets bei den Verlagen spielte Hardware in Leipzig aber erwartungsgemäß keine Rolle.
Auch Software-Unternehmen und -Dienstleister präsentierten sich nur vereinzelt, anders als in Frankfurt, wo diese Unternehmen eine ganze Halle in Beschlag nehmen.
Die Buchbranche ist nicht bekannt für einen einfachen Zugang und gute Gehälter, im Gegenteil – gerade erst legte die Organisation Junge Verlagsmenschen reichlich ernüchternde Zahlen über Gehaltsniveau von Volontären vor. Durchschnittlich verdienen Volontäre – wohlgemerkt fast durchweg Uni-Absolventen – gerade einmal rund 1.127 Euro pro Monat, viele nicht einmal vierstellig. Wenn sie überhaupt einen Job finden, denn das Überangebot an Bewerbern gerade im geisteswissenschaftlichen Bereich ist riesig. Da dürfte die ausstellende (!) Agentur für Arbeit vor allem in branchenfremde Bereiche zu vermitteln versuchen.
Self-Publishing-Boom hin oder her, den Druckkostenzuschuss-Verlage scheint noch lange nicht die Puste auszugehen.
Am Ende eines langen Tages stellen Aussteller (hier: Dromer Knaur) übriggebliebene Catering-Schnittchen an den Rand des Standes, wo sie zumeist nicht lange bleiben.
Schließlich: Wir haben ihn gefunden, den einzigen echten Verlag Deutschlands.
Kommentare
10 Gedanken zur Zukunft des Buches [Gastartikel] » lesen.net 25. März 2015 um 08:30
[…] gut besuchten Lesungen, die Vielzahl von Neuerscheinungen und die rappelvollen Gänge der Leipziger Buchmesse zeigten gerade wieder: Um die Zukunft des Buches braucht man sich eigentlich keine Sorgen machen. […]
Qindie | + Mika Krüger + 17. April 2015 um 12:55
[…] der Bücherseiten auf Amazon, bei den ebooks auf Thalia oder vielleicht an einem Stand der Buchmesse (der Qindie Stand ist etwas weiter unten in der Mitte zu sehen) mal ein Q auf einem Buchcover […]