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boerse.bz wird zu boerse.to – neue Chance für Verlage

Der letzte Vorhang scheint gefallen für die in den letzten Jahren führende deutsche illegale Download-Plattform boerse.bz – aber nur auf dem Papier. Die neue "Konkurrenzseite" boerse.to wird vom gleichen Team betrieben und übernahm die gesamte Datenbank: 2,4 Millionen (!) Mitglieder bekommen dieser Tage Post. Für die Content-Industrie ist die Transformation trotzdem eine gute Nachricht, die Vorzeichen sind andere als vor dem letzten großen Umbruch.

Seit "die Börse" Mitte Juli eine indirekte Bezahlschranke für deutsche Besucher einführte, befindet sich das mit zuletzt rund 7 bis 8 Millionen monatlichen Besuchern größte hiesige illegale Download-Angebot für digitale Dateien wie E-Books in Auflösung. Ende Juli verkündete das gesamte 40-köpfige Moderatoren-Team seinen Rückzug – zusammen mit der Ankündigung, "zusammen bei einem neuen Projekt in Aktion (zu) treten".

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Der Name dieses neuen Projektes wurde dann Anfang August in einem neuen hervorgehobenen Thread bei boerse.bz announciert. Darin betonen sie auch: "Wir (das Moderatoren-Team) wechseln nicht nur einfach das Kleid und machen da weiter, wo wir aufgehört haben, sondern haben ein komplett neues Admin-Team im Rücken und wurden teilweise auch durch neue Moderatoren verstärkt." Weiterhin distanziere man sich von den Admins von boerse.bz und hoffe, dass die Ankündigung erhalten bleibe. Die Betreiber von boerse.bz sahen offenbar in den vergangenen zwei Wochen keine Veranlassung, diese prominente Bewerbung einer (vermeintlichen) Konkurrenz-Plattform von der Seite zu nehmen.

2,4 Millionen boerse.bz-Mitglieder bekommen Post

Anonymer Autor bei der Arbeit (Symbolfoto)

1 von 2,4 Millionen: Typisches boerse.bz-Mitglied beim Besuch der Seite [Symbolfoto]

Doch damit nicht genug: Die Betreiber von boerse.to geben an, von boerse.bz die komplette Datenbank erhalten zu haben. Das inkludiert auch mehr als 2,4 Millionen bestätigte E-Mail-Adressen von boerse.bz-Mitgliedern (die Zahl der aktiven Mitglieder ist bei Angeboten dieser Art immer um ein Vielfaches geringer – die Download-Links bekam aber nur zu Gesicht, wer sich registrierte). Die neue Administration kündigte bereits die "Einladung aller ehemaligen boerse.bz Nutzer per E-Mail" an und arbeitet die gigantische Liste aktuell sukzessive ab, entsprechend viele unerwartete E-Mails schlagen derzeit in deutschen E-Mail-Postfächern auf. Refinanzieren will sich boerse.to übrigens ausschließlich über Spenden.

Ob boerse.to tatsächlich von anderen Hintermännern betrieben wird oder ob es sich um alten Wein in einem neuen Forum handelt, worauf einiges hindeutet, ist letztlich unerheblich. Fakt ist: Die exzellenten Suchmaschinen-Platzierungen (boerse.bz-Threads stehen bei populären Suchbegriffen häufig vor legalen Ergebnissen), die Analyse-Tools zufolge monatlich mehrere Millionen Neugierige in den Internet-Untergrund gespült haben, sind mit dem De-Facto-Umzug der Warez-Seite erst einmal passè.

Viele aktive Mitglieder werden den Plattform-Wechsel wohl mitmachen, und den Einfach-Nur-Downloadern ist es ohnehin egal, wo sie ihre kostenlosen Dateien herbekommen. Alternativen gab es in der Vergangenheit ohnehin schon zuhauf, in den letzten Wochen brachten sich neue Anbieter in Position.

Viele legale Alternativen

Spotify: Prototyp einer legalen Warez-Alternative

Spotify: Prototyp einer legalen Warez-Alternative

Trotzdem: Das Ende von boerse.bz in ihrer alten Form bedeutet für Content-Produkten und -Verwerter eine Verschnaufpause und eine neue Chance für legale Angebote. Und die haben große Entwicklungs-Sprünge gemacht, seit "die Börse" im Jahr 2008 aus den Download-Foren des inzwischen legalen Portals Gulli.com hervorging (dessen Gründer Randolf Jorberg übrigens inzwischen eine florierende Bierhauskette in Südafrika betreibt).  boerse.bz-Mitglieder, die sich dort früher ihre MP3s zwischen den Porno-Abzock-Bannern der File-Hoster zusammenklickten, aber heute über einen Spotify-Premium-Account ihre Musik mit wenigen Tabs aufs Smartphone ziehen, werden die Info-Mail zur neuen Plattform wohl ohne zweiten Gedanken ins Daten-Nirvana befördern. Im E-Book-Bereich ist die Entwicklung zwar längst noch nicht so weit wie bei Musik und (teilweise) im Film-Bereich, in den letzten Monaten gab es aber auch hier zahlreiche erfreuliche Meldungen. Deutlich gewachsene Kataloge der E-Book-Flatrate-Anbieter  (Skoobe lässt sich aktuell 30 Tage lang kostenlos ausprobieren) nebst neuer Player von Bloon bis Kindle Unlimited und ein wenn auch bislang nur zaghafter Abschied der Konzernverlage von hartem Kopierschutz zeigen, wohin die Reise geht, gehen muss.

<Bildnachweis: boerse.bz-Nutzer, blaue Hand bei Shutterstock>

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Kommentare


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