Amazon: Prime-Erfolg verzückt Aktionäre
Dem floppenden Fire Phone, einem schwierigen Tablet-Markt und Negativ-Schlagzeilen zum Trotz konnte Amazon seinen Umsatz im 4. Quartal um 15 Prozent steigern. Im Gesamtjahr 2014 gab es sogar ein Plus von 20 Prozent. Dass der Aktienkurs von Amazon nach Vermeldung der Quartalszahlen zweistellig in die Höhe sprang, hat aber einen anderen Grund.
Reibach zu Weihnachten, Verlust im Gesamtjahr
Im 4. Quartal 2014 (Oktober bis Dezember) setzte Amazon weltweit 29,3 Milliarden US-Dollar um, ein Plus von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Netto-Gewinn sank leicht von 239 Milliarden US-Dollar auf 214 Milliarden US-Dollar. Das gab Amazon am gestrigen Donnerstag nach US-Börsenschluss bekannt.
Im Gesamtjahr 2014 betrug der Umsatz rund 89 Milliarden US-Dollar (+20 Prozent). Unter dem Strich machte Amazon aber Miese, und zwar in Höhe von 241 Milliarden US-Dollar. Im Vorjahr gab es noch einen Gewinn in ähnlicher Höhe.
Prime: Sattes Mitglieder-Plus trotz höherer Gebühren
Den zweifelsohne größten Erfolg verbuchte Amazon an der Flatrate-Front. Der hauseigene Premium-Dienst Amazon Prime wurde in den letzten Jahren von einem reinen Addon zur schnelleren Lieferung zu einem umfänglichen Streaming-Flatrate-Dienst umgemodelt.
In den letzten zwölf Monaten hat sich diese Entwicklung noch verschärft, insbesondere beim Filmdienst Prime Instant Video gibt Amazon mit teuren Eigenproduktionen Gas. Die Amazon-Serie Transparent wurde gerade erst mit einem Golden Globe bedacht, für 2015 gibt es unter anderem eine von Woody Allen produzierte TV-Serie exklusiv bei Amazon. Lohn der Investitionen: Ein Abonnenten-Plus von 53 Prozent, trotz großer Konkurrenz und deutlich angezogener Mitgliedschaftsgebühren (in Deutschland früher 29 Euro, heute 49 Euro).
Durchwachsener Ausblick
Für das 1. Quartal 2015 erwartet Amazon ein Umsatz-Plus von 6 bis 16 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Beim Ergebnis gibt Amazon eine sehr weite Range an, von einem Minus von geschlagenen 450 Millionen US-Dollar bis hin zu einem Plus von 146 Millionen US-Dollar ist alles drin.
Trotz dieses von hohen Investitionen geprägten mauen kurzfristigen Ausblicks wird Amazon nach langer Zeit mal wieder von den Börsianern gefeiert. Die Amazon-Aktie legt nachbörslich aktuell 11,5 Prozent zu, nachdem sie sich schon am Handelstag um 2,6 Prozent verteuert hatte. Das ist dem besser als erwartet ausgefallenen 4. Quartal, genauso sehr aber auch dem Erfolg an der Streaming-Front zu verdanken.
Kindle spielt nur nur Nebenrolle für Amazon
Ein Teil von Amazon Prime ist die Kindle-Leihbücherei. Gegenüber dem Filmgeschäft spielt dieser Dienst aber kaum eine Rolle, wie sich überhaupt das einstige Vorzeigeprojekt E-Reading nur noch unter "ferner liefen" abspielt. So befasst sich von den 23 "Highlights" des Quartalsberichtes genau eines mit der Kindle-Plattform: Die Live-Schaltung des niederländischen Kindle Store im November. Bemerkenswerter Weise gibt es auch nur einen Punkt zur Fire-Familie, nämlich zur Einführung des Fire TV Stick.
Kein Wort verliert Amazon zum in den Handel gekommenen Kindle Voyage. Auch die eBook Flatrate Kindle Unlimited findet keine Erwähnung, genauso wenig die Fire Tablets und das Fire Phone.
In der Vergangenheit las sich das deutlich anders, die Quartalsberichte waren bestimmt von den Erfolgen an der eBook-Front. Diese haben sich (zumindest international gesehen) nicht wesentlich verringert, die ganz großen Wachstumsfelder scheint Amazon inzwischen aber woanders zu sehen.
<Bildnachweis: Geldbaum von Shutterstock>
Kommentare
Amazon veranstaltet Tage der offenen Tür » lesen.net 2. März 2015 um 15:16
[…] Amazon.de-Startseite Logistikmitarbeiter vorgestellt. Auch wenn die negative Presse ersten Analyse (und den Geschäftszahlen) zufolge bislang keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Umsätze hatte, sieht sich der […]